Dresden – Über den Islam reden viele – nur wenige kennen sich aus. Was passiert in muslimischen Gotteshäusern überhaupt? Wie radikal geht es in Moscheen hierzulande zu?
Shams Ul-Haq (40) ist eingetaucht in eine Welt aus brutalen Terrororganisationen, radikalen Imamen und islamistischen Gebetshäusern. Mit TAG24-Politikredakteur Thomas Schmitt sprach er über die Erkenntnisse seiner fast zweijährigen Untergrund-Recherche.
TAG24: Welche Bedeutung hat denn eine Moschee für Gläubige überhaupt?
Shams Ul-Haq: Sie ist ein Ort, wo ein Muslim seinen Glauben friedlich leben kann.
TAG24: Warum werden dann immer mehr Gebetshäuser radikalisiert?
Shams Ul-Haq: Wir kontrollieren und überwachen Moscheen in Deutschland viel zu wenig. So kommen Leute und Gelder aus dem Ausland, aus arabischen Ländern, aus islamistischen und salafistischen Religionsgemeinschaften. Viele wollen hier ihren eigenen Islam installieren, was dann Moscheen in Richtung Islamismus und Terrorismus führt.
Shams Ul-Haq über das Ziel der Islamisten
TAG24: Was steckt hinter der Radikalisierung?
Shams Ul-Haq: Das Ziel der Islamisten ist es, alle Menschen zum Islam zu bringen, damit auf der ganzen Welt praktisch nur noch ihre Religion herrscht. Aber das will der Islam natürlich gar nicht. Die Islamisten wollen auf diese Weise aber ihre Macht ausbauen, wollen Gläubige in den Dschihad schicken und sie nur für ihre eigenen Zwecke ausnutzen.
TAG24: Wie ist es mit Flüchtlingen, die aus islamischen Ländern kommen?
Shams Ul-Haq: Wenn jemand aus dem Krieg kommt, aus Syrien oder Afghanistan, und sich in einem Flüchtlingsheim nicht wohlfühlt, geht er zu einer Moschee, um über seine Probleme zu reden, zu beten. Dort geraten Flüchtlinge leicht in die falschen Hände der Salafisten oder Islamisten.
TAG24: Wie sehr liegt das an den Imamen?
Shams Ul-Haq: In den Freitagsgebeten reden die Imame nicht in Deutsch, sondern in der Muttersprache wie Arabisch, Hindi oder Urdu. Da fängt schon der Islamismus an. Es muss in allen Moscheen Deutsch als Pflichtsprache für Imame geben. Und wenn der Imam kein Deutsch kann, dann muss es eine hundertprozentige Eins-zu-eins-Übersetzung geben.
Shams Ul-Haq über die gefährlichsten Moscheen
TAG24: Um die 100 Moscheen hierzulande werden vom Verfassungsschutz als islamistisch eingestuft. Wie viele sind es wirklich?
Shams Ul-Haq: Nach meinen Recherchen sind es über 150 bis zu 200 Moscheen, die sich in Deutschland radikalisieren oder in Richtung des Islamismus gehen. Und die Zahl geht stetig nach oben.
TAG24: Wo stehen die gefährlichsten Moscheen?
Shams Ul-Haq: In Berlin mit der As-Sahaba-Moschee und in Essen mit der Assalam-Moschee finden sich zwei Hotspots von Islamisten in Deutschland.
TAG24: Wie ist es in Sachsen?
Shams Ul-Haq: In Dresden gibt es ein, zwei Moscheen, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden und bei denen ich auch festgestellt habe, dass sie gefährlich sind. Und auch einige in Leipzig.
Shams Ul-Haq über soziale Medien
TAG24: Wie ködern die Islamisten denn neue Anhänger?
Shams Ul-Haq: Soziale Medien sind das A und O. Die Dschihadisten kontaktieren Leute, nehmen sie in WhatsApp-Gruppen auf, laden Videos bei Facebook und Instagram hoch, verführen mit falsch interpretierten Koran-Suren. Der Hauptkanal der Salafisten ist zur Zeit Telegram. Darüber werden falsche Botschaften verschickt. Und junge Männer oder Mädchen, die in sozialen Medien Freundschaften suchen, sind dann leicht anzulocken.
TAG24: Wie lassen sich solche Entwicklungen verhindern?
Shams Ul-Haq: Moscheen, wo Terror geplant wird, müssen sofort geschlossen werden. Das sage ich als gläubiger Muslim. Aber das sagt auch der Islam. Aber radikalisierte Imame reden darüber nicht. Sie reden lieber vom Dschihad und davon, Ungläubige umzubringen.
Shams Ul-Haq über die Gefahr des Islam
TAG24: Und was noch?
Shams Ul-Haq: Imame, die hier Hass predigen, haben in Deutschland nichts zu suchen. Die muss man sofort abschieben. Wir müssen ein hartes Zeichen setzen. Aber die Islamisten wissen: „Die machen unsere Moschee nicht zu. Die Gesetze in Deutschland sind lächerlich und uns egal.“ Man muss nur schauen, wie viele Moscheen in Frankreich oder Belgien in letzter Zeit geschlossen wurden – wahrscheinlich zehnmal so viele wie in Deutschland.
TAG24: Kann denn der Islam überhaupt zu Deutschland gehören?
Shams Ul-Haq: Der politische Islam gehört nicht zu Deutschland. Auf keinen Fall. Der Islam als Religion wurde zum Terror gemacht. Islamisten haben mit dem Islam nichts zu tun. Das sind Terroristen, keine Muslime. Denn im Koran steht: „Wenn du einen Menschen umgebracht hast, dann hast du die ganze Gesellschaft umgebracht.“ Die friedlichen Muslime, die hier leben wollen, leiden am meisten darunter.
TAG24: Wie gefährlich ist der Islam für Deutschland?
Shams Ul-Haq: Der Islam ist für Deutschland gar nicht gefährlich. Das ist Quatsch. Nur die Menschen mit islamistischer Ideologie sind gefährlich.
Als Geschäftsman im Gebetshaus
Mit insgesamt 35 falschen Identitäten schaute sich Shams Ul-Haq (40) in Flüchtlingsheimen in Deutschland, Österreich und der Schweiz um und veröffentlichte ein Aufsehen erregendes Buch.
Nun tauchte der deutsche Terrorismus-Experte und Undercover-Journalist mit pakistanischen Wurzeln erneut zwei Jahre lang unter, gab sich unter anderem als Geschäftsmann aus und recherchierte in muslimischen Gebetshäusern in Europa.
Seine Ergebnisse hat er in seinem neuen Buch „Eure Gesetze interessieren uns nicht! Undercover in europäischen Moscheen – wie Muslime radikalisiert werden“ (Orell Füssli Verlag, 18 Euro) zusammengetragen.
Fotos: privat, PR, 123RF, PR/Jürgen Fuchs