Hamburg – Am Mittwoch, 17 Uhr, wird das Islamische Zentrum Al-Nour in der umgebauten Kapernaum-Kirche in Hamburg-Horn eröffnet.
Zu der Feier werden neben einem Vertreter des Hamburger Senats und dem Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, auch Repräsentanten der evangelischen Kirche erwartet.
Die Umwandlung der Kirche in eine Moschee gilt als deutschlandweit einmaliges Projekt.
Die 1961 geweihte Kirche war Weihnachten 2002 entwidmet worden. Die Sanierungskosten von 1,5 Millionen Euro überforderten die evangelisch-lutherische Gemeinde.
Jahrelang stand das Gebäude leer und verfiel. Ein privater Investor, der es 2005 übernommen hatte, bot es 2012 im Internet an. Das Islamische Zentrum Al-Nour kaufte es für knapp eine Million Euro.
Der weitere vier Millionen Euro teure Umbau begann Anfang 2014, wobei sich die neuen Eigentümer intensiv um einen Dialog mit den Anwohnern und der Kirche bemühten.
Seit 2007 hat die Landeskirche in einer Rechtsverordnung festgelegt, dass Kirchen nur an christliche oder – als Ausnahme – jüdische Religionsgemeinschaften verkauft werden dürfen. Die neue Al-Nour-Moschee wird von beiden Seiten als Sonderfall bezeichnet.
Anfang September mussten die neuen Besitzer aber bereits einen ersten Rückschlag verkraften: Unbekannte beschmierten die Außenwände der ehemaligen Kirche in Hamburg-Horn mit rechtsradikalen und islamfeindlichen Parolen. Am Eingang der Moschee war in mangelhafter Rechtschreibung zu lesen: „Deuschland den deuschen“ und „Nationaler Wiederstand“.
An den Seitenwänden standen die Worte „Vergewaltiger“, „Islam tötet“ und „Anti Christ“ – auch das Wort „Terror“ in falscher Schreibweise.
„Ich bin empört“, sagte Abdin. In den sechs Jahren seit dem Kauf der ehemaligen Kirche sei nichts Derartiges passiert. Hamburg sei super-tolerant. „Wir haben hier keinen Platz für Nazis!“
Er gehe davon aus, dass die momentane vergiftete Atmosphäre zu der Tat beigetragen habe. „Ich bin froh, dass wir so großartige Nachbarn haben“, fügte der Gemeindevorsitzende hinzu. Einer von ihnen habe gleich versucht, die Parolen mit Putzmitteln und Schrubber zu entfernen.
Fotos: DPA