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Sep 21

Islamistin Sarah O. aus Türkei abgeschoben und in Düsseldorf verhaftet

Der Fall der Gymnasiastin aus Konstanz machte Schlagzeilen: Als Jugendliche schloss sie sich den Terror-Milizen in Syrien an, heiratete einen „Gotteskrieger“ aus Köln, gebar drei Kinder, mimte die hartgesottene Dschihadistin, die letztlich aber desillusioniert mit der Familie in die Türkei flüchtete.

Nun wurde die heute 20 Jahre alte Sarah O. nach Deutschland zurückgeflogen und muss sich wegen diverser Terrordelikte verantworten.

Mit 15 Jahren zog O. von ihrem Heimatort Konstanz aus in den Heiligen Krieg nach Syrien. Nach FOCUS-Online-Informationen landete die mutmaßliche Anhängerin der Terror-Milizen „Islamischer Staat“ (IS) mit ihren drei Kindern am frühen Morgen mit dem Flug XQ794 aus Ankara kommend auf dem Düsseldorfer Flughafen. Die türkischen Behörden hatten die Islamistin nach Deutschland abgeschoben. Im Airportgebäude wurde die Terrorverdächtige durch die Bundespolizei befragt und per Hubschrauber zur Bundesanwaltschaft nach Karlsruhe gebracht.

Unentdeckte Radikalisierung im Internet

Gegen die heute 20 Jahre alte Islamistin liegt ein Haftbefehl vor. Die Vorwürfe lauten Mitgliedschaft in einer ausländischen wie inländischen terroristischen Vereinigung sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Nach dem Niedergang der IS-Brigaden hatte die junge Frau nebst Ehemann und den Kindern mit Hilfe von Schmugglern über die Grenze ins türkische Gaziantep absetzen können.

Dort ergab sich die Familie türkischen Armeestellen. Der Fall der Gymnasiastin vom Bodensee machte bundesweit Schlagzeilen: Der Lockruf über soziale Netzwerke verfing gerade in der Hochphase der Kalifatskrieger 2013 und 2014 vermehrt auch bei jungen Konvertitinnen hierzulande. Die Sicherheitsbehörden warnten seinerzeit vor einem besorgniserregenden Trend.

Hochzeit mit radikalisiertem Deutsch-Türken

So geschehen auch bei Sarah O.. Demnach chattete sie in radikal-islamischen Internetforen. „Wir unterstützen unsere Ehemänner im Kampf und vermehren beziehungsweise gebären Kämpfer“, schrieb sie ihren Freundinnen auf Facebook. Bald reifte in ihr der Entschluss, in den Dschihad zu ziehen und einen Kämpfer zu heiraten. Klammheimlich flüchtete Sarah O. im Sommer 2013 aus Deutschland, landete über die Türkei zunächst in Syrien bei Anhängern des Terrornetzwerks Al-Qaida und wechselte von dort aus dann zum rivalisierenden IS.

Per Facebook hielt sie zu einigen Freundinnen in der Heimat Kontakt. So teilte Sarah am 4. Januar 2014 mit, dass sie nach islamischem Recht einen „Abu Huraira“ geheiratet habe. Ismail S., ihr Ehemann, ist den Behörden einschlägig bekannt. Der Deutsch-Türke, in Brühl geboren, hatte am 23. August 2008 in Köln mit seinem Bruder und einem Freund versucht, die Besatzung eines Streifenwagens in einen Hinterhalt zu locken.

Sie wollten den Polizisten ihre Waffen abnehmen. Einer gab sich als auf dem Boden liegendes Opfer einer Gewalttat aus, die anderen beiden stürmten aus dem Hinterhalt hervor. Sie planten, in den Heiligen Krieg zu ziehen und amerikanische Soldaten zu töten. Damals war S. 16 Jahre alt. Nach einer mehrjährigen Jugendstrafe, die teilweise zur Bewährung ausgesetzt wurde, radikalisierten sich die Brüder schnell in der Salafisten-Szene. Ihr Weg führte über Ägypten letztlich zum IS ins syrische Aleppo.

Kämpfen oder Kinder gebären – für den Heiligen Krieg

Sarah O. hatte auf Facebook nie einen Hehl aus ihrer radikalen Gesinnung gemacht. So postete sie unter anderem ein Foto mit einer Pistole in einer Hand nebst Kommentar: „Meine neue Perle“. Freundinnen teilte sie mit, dass sie entweder kämpfen oder für den „Heiligen Krieg“ Krieger gebären wolle.

Zugleich machte die Dschihadistin klar, dass sie auch selbst kämpfen wolle. Über ihrer Facebook-Seite prangte der Spruch: „Wenn unsere Löwen schlafen, tragen wir die Verantwortung für die Ummah!“ Ummah ist die Gemeinschaft der Muslime. Löwen sind die männlichen „Gotteskrieger“.

Verstärkt warnen die hiesigen Sicherheitsbehörden vor weiblichen IS-Rückkehrern. Gut die Hälfte der Frauen, die nach NRW zurückgereist seien, hätten sich wieder militant, salafistischen Frauenzirkeln angeschlossen, berichtete unlängst der Chef des Landesamtes für Verfassungsschutz, Burkhard Freier. Zwar habe der Mythos IS an Glanz verloren, „das heißt aber noch lange nicht, dass sie ihren radikalen Idealen abgeschworen haben, wenn sie zurückkommen“, sagte der NRW-Verfassungsschützer.

Dasselbe gilt für die Kinder. „Viele von ihnen sind verroht, traumatisiert und vergiftet durch die Dschihad-Ideologie des IS“, so Freier. Es werde Jahre dauern, diese Kinder und Jugendliche sowie deren Mütter mit Hilfe der örtlichen Jugendämter in ein normales Leben zu überführen. Sarah O. gehört zu den ersten IS-Rückkehrerinnen, denen als mutmaßliche IS-Kämpferinnen der Prozess droht.

Quelle: focus

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