Einst gingen sie zusammen zur Schule, dann wurden sie ein Paar – und wenige Monate später stach er ihr ein Messer ins Bein, traf eine Schlagader. Am Dienstag begann der Prozess gegen Ibrahim C. (27). Sein Verteidiger kündigte ein Geständnis an, wenn sein Mandant im Gegenzug Bewährung bekommt.
Dass Maria V. (26, Name geändert) den Messerstich am Morgen des 22. April 2018 überlebt hat, ist ein kleines Wunder. Sie war mit ihrem Freund auf dem Kiez unterwegs, beide tranken, es gab Streit. „Er war so besitzergreifend“, erzählt die junge Frau.
Schon Stunden zuvor hatte sie ihrer Mutter eine besorgte SMS geschickt, erzählt Maria V. am Rande des Prozesses: „Ich schrieb ihr: ,Wenn mir was passiert: Ich bin mit Ibrahim im Park.‘“
Sie wusste, dass ihr Freund, vorbestraft wegen kleinerer Delikte, ein Messer bei sich trug, war trotzdem geschockt, als er ihr tatsächlich einen Stich in den Oberschenkel versetzte: „Das Blut sprudelte, ich klammerte mich an seine Jacke, flehte ihn an, mich nicht alleine zu lassen“, schildert Maria V., „aber er ging weg.“
Passanten fanden sie in letzter Minute: Im Krankenhaus musste die junge Frau reanimiert werden. Da bei einem Stich ins Bein der Tod des Opfers nicht „billigend in Kauf“ genommen wird, wertete die Staatsanwaltschaft die Bluttat nicht als versuchtes Tötungsdelikt, sondern nur als gefährliche Körperverletzung.
Fortsetzung am 26. September. Worte des Bedauerns fand Ibrahim C. am ersten Prozesstag nicht. Das Paar ist seit der Attacke getrennt.