Ein Känguru, das in den Flammen verendete
Eine halbe Milliarde Tiere sind in den australischen Buschfeuern gestorben. Jetzt geht das Foto eines in den Flammen verendeten jungen Kängurus um die Welt. Der Fotograf Brad Fleet erzählt, wie er das Tier fand.
Ein junges Känguru hat sich im Stacheldraht verfangen. Der Körper ist vom Feuer verkohlt, die Arme hängen über dem Draht, als habe es gerade zum Sprung angesetzt. Die Landschaft im Hintergrund ist verdorrt. Vermutlich wollte das Tier vor dem Feuer fliehen und verfing sich dabei, bis es schließlich in den Flammen verendete. Der Fotograf Brad Fleet hat das Foto am 20. Dezember in Cuddle Creek, einer kleinen Stadt in der Nähe von Adelaide, aufgenommen und auf Instagram gepostet. „Feels like Australia is burning“, also „Es fühlt sich an, als würde Australien brennen“, schrieb er dazu.
Seitdem geht das Foto um die Welt. Allein auf Instagram zeigen sich mehr als 12.000 Menschen betroffen. Dem stern hat der Fotograf den Moment beschrieben, als er das verkohlte Känguru fand. Er fuhr gerade mit einem Team aus Fotografen durch Cuddle Creek, um die Schäden des Feuers zu dokumentieren. „Die Landschaft war komplett zerstört. Es war nichts mehr am Leben“, sagte er.
Als sie an einem ausgetrockneten Flussbett hielten, entdeckte er das Känguru. „Zuerst habe ich es gar nicht gesehen, weil es sich so in die Landschaft gefügt hat, die schwarz und braun verbrannt war wie das Tier selbst. Aus der Nähe sah es brutal aus. Man konnte sehen, wie das Tier gekämpft haben muss.“
Die Flammen töteten mindestens 480 Millionen Tiere
Die Wildfeuer breiten sich in Australien schon seit Oktober aus. Die Flammen zerstörten eine Fläche von etwa sechs Millionen Hektar, 24 Menschen starben. Mittlerweile haben sie Schätzungen einer Studie der Universität von Sydney zufolge 480 Millionen Tiere getötet. Laut Experten könnte darunter die Hälfte der insgesamt 50.000 Koalas sein. Sie sind besonders betroffen, weil sie auf Bäumen leben, sich nur von Eukalyptusblättern ernähren und zu langsam sind, um zu fliehen.
Australiens in der Kritik stehende Premierminister Scott Morrison berief 3000 Reservisten der Streitkräfte ein, um die Feuerwehr zu unterstützen. Es sei der erste Pflichteinsatz für Reservisten in der Geschichte des Landes, sagte Verteidigungsministerin Linda Reynolds.
Die Situation im Land sei gerade sehr schwer, sagte auch Fleet. „Der Sommer hat hier gerade erst begonnen. Gewöhnlich ist unser heißester Monat der Februar und auch in diesem Jahr ist nur sehr wenig Regen vorhergesagt worden.“ Die Situation könnte sich also selbst für die Tiere, die das Buschfeuer bisher überlebt haben, noch verschlechtern. Fleet ist froh, dass sein Foto nun so viele Reaktionen hervorruft.
„Mein Foto verdeutlicht, dass es an der Zeit ist, aufzuhören darüber zu diskutieren, ob es den Klimawandel gibt oder nicht.“
Quelle: Brad Fleet/Instagram