Der Angeklagte (M) wird von einem Justizbeamten (l) und David Deutgen, einem seiner Verteidiger, in einen Saal im Land- und Amtsgericht Düsseldorf geführt.
Für den Mord an seiner eigenen Tochter Sara ist der 33-jährige Vater in Düsseldorf zu lebenslanger Haft mit Feststellung der besonderen Schwere der Schuld verurteilt worden.
„Er wollte seiner Ehefrau größtmögliche Schmerzen zufügen“, sagt der Vorsitzende Richter Rainer Drees am Donnerstag. Deshalb habe er seine Tochter erwürgt. Es handele sich um eine Tat „von ganz besonderer Verwerflichkeit“.
Mit versteinerter Miene hatte Saras Mutter im Saal gesessen. Während der Plädoyers wischte sie sich mehrfach die Tränen weg. Nach dem Urteil wirkte sie erleichtert. „Sara hat dadurch Gerechtigkeit bekommen“, sagte ihre Anwältin Tanja Kretzschmar.
Ganz anders Ahmed F., der während der kurzen Urteilsbegründung mehrfach wegsackte, so dass seine Dolmetscherin es mit der Angst zu tun bekam.
Der Ägypter und seine Ex-Frau hatten sich im ägyptischen Luxor kennengelernt, wo sie Urlaub machte. Er kam nach Düsseldorf, fand mit ihrer Hilfe einen Job bei der Müllabfuhr. Sie heirateten, die kleine Sara kam zur Welt.
Doch Ahmed F. entpuppte sich als rasend eifersüchtig und unterstellte seiner Ehefrau Untreue. „Ein Hirngespinst“, wie Rechtsanwältin Kretzschmar betonte.
In ihrem Plädoyer spricht Staatsanwältin Britta Zur den Mann auf der Anklagebank direkt an: „Sie haben Sara, die gerade Fahrradfahren gelernt hatte und sich auf die Sommerferien freute, umgebracht. Sie haben ihren Frust und ihre Aggression an ihrem eigenen Kind abreagiert.“
Zuvor habe er in einem Videotelefonat mehrfach mit der Tötung seiner Tochter gedroht und der Kleinen eine Pistole an den Kopf gehalten, um seiner Frau ein Geständnis abzupressen.
Wörtlich habe er gesagt: „Muss ich das wirklich tun, du Schlampe, bis du das endlich zugibst. Wenn die Polizei hier rein kommt, bringe ich meine Tochter um.“
„Sie haben sich als Herrscher über Leben und Tod aufgespielt. Sie hatten das Kind eineinhalb Stunden in ihrer Gewalt. Keiner kann sich vorstellen, wie das Kind gelitten hat“, sagte Zur.
Damit nicht genug, habe der 33-Jährige während des Prozesses ein „abscheuliches und schier unerträgliches Verhalten“ an den Tag gelegt und versucht, seiner Frau die Schuld zuzuweisen. Seine abstrusen Theorien gipfelten im Vorwurf, seine Frau habe ihn mit schwarzer Magie verhext. (TAG24 berichtete)
„Ich habe so etwas in 20 Jahren nicht erlebt“, sagt Anwältin Kretzschmar. Der 33-Jährige fordere Respekt für sich ein, lasse aber jeden Respekt für seine tote Tochter vermissen.
Die Verteidiger hatten einen Freispruch beantragt. Es gebe erhebliche Zweifel an der Schuld ihres Mandanten. Es habe sich um ein furchtbares Unglück gehandelt. Seine Drohungen seien bloß ein Hilfeschrei gewesen. Es sei nicht auszuschließen, dass das Kind versehentlich bei einem Sturz oder im Schwitzkasten des Vaters ums Leben gekommen sei, erklärten sie.
Ein Rechtsmediziner hatte diese Versionen als Gutachter ins Reich der Märchen verwiesen: Sie stimmten nicht mit dem Spurenbild überein. Das Mädchen sei eindeutig erwürgt worden und habe den Angriff bei vollem Bewusstsein erlebt. Vergeblich hatten die Verteidiger versucht, den Sachverständigen als befangen einstufen zu lassen.
„Wir halten das Urteil für rechtsfehlerhaft und werden unserem Mandanten vorschlagen, Revision einzulegen“, sagten die Verteidiger, als ihr Mandant bereits den Weg ins Gefängnis angetreten hatte.
Das Drama hatte sich im vergangenen Juli in Düsseldorf abgespielt. Die Mutter hatte nach dem bedrohlichen Videotelefonat die Polizei alarmiert. Spezialkräfte hatten die Wohnung umstellt und durch die geschlossene Tür mit dem Vater verhandelt. Doch als der sich ergab, hielt er Sara leblos im Arm. Der Notarzt konnte nichts mehr für sie tun.