Ein furchteinflössender Hüne ist er nicht, der 27-jährige Zentralafrikaner. Doch der Familienvater soll vor zwei Jahren eine junge Frau vergewaltigt und bestohlen haben. Mitten in Langnau, nachts, im Regen, auf der Treppe beim Bahnhof. Die beiden hatten sich in der letzten S4 getroffen.

Der Zentralafrikaner wohnte im Durchgangszentrum Adliswil mit seiner Familie. Ihr Asylgesuch wurde abgelehnt, sie hatten zuvor schon eines in Italien gestellt. Die Familie hatte noch beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte interveniert.

Das Bezirksgericht Horgen war von der Schuld des Mannes überzeugt und verurteilte ihn zu vier Jahren und einem Monat Gefängnis sowie einem Landesverweis für neun Jahre.

Nationales Thema

Der Fall schlug sogar nationale Wellen. Die Zürcher SVP-Nationalrätin Barbara Steinemann wollte vom Bundesrat wissen, wieso die Ausweisung gestoppt wurde. Wie die damalige Justizministerin Simonetta Sommaruga (SP) sagte, sei vom Gerichtshof die Anweisung erfolgt, die Ausschaffung nach Italien auszusetzen, solange er nicht entschieden habe. Das hat er bis heute nicht. Denn wie der Beschuldigte an der Berufungsverhandlung am Obergericht sagt, habe er nichts Neues gehört.

Er betont, dass er die Frau nicht vergewaltigt habe. In der Sihltalbahn hätten sie miteinander gesprochen. Sie habe ihn nach Kokain gefragt und angeboten, für Drogen mit ihm zu schlafen. Darum sei er mit ihr bis nach Langnau gefahren. Drogen habe er jedoch keine dabeigehabt. Ungläubig fragt ihn der vorsitzende Richter, ob die junge Frau in den Deal einwilligte, ohne das Kokain gesehen zu haben. Sie seien eben beide betrunken gewesen, meint er.