Durch den Einsatz von Internettrollen verschärfe Russland die Lage in Chile, wo Massenproteste gegen Präsident Sebastián Piñera das Land lahmlegen. Das wirft ein Beamter des amerikanischen Außenministeriums Moskau vor.
Die amerikanische Regierung hat Russland vorgeworfen, mit einer Internetkampagne die Massenproteste in Chile anzuheizen. Wie das Weiße Haus am Donnerstag (Ortszeit) mitteilte, sprach Präsident Donald Trump in einem Telefongespräch mit dem chilenischen Präsidenten Sebastián Piñera eher allgemein von „ausländischen Bemühungen, um Chiles Institutionen, Demokratie oder Gesellschaft zu untergraben“. Ein ranghoher Vertreter des amerikanischen Außenministeriums warf Russland konkret vor, die Debatte in Chile durch Beiträge sogenannter Internet-Trolle in Online-Netzwerken zu „verzerren“.
Als Trolle werden Internetnutzer bezeichnet, die bewusst Online-Diskussionen stören und die Atmosphäre in Chatrooms vergiften. Der Ministeriumsvertreter sagte, die russische Kampagne ziele darauf ab, die Meinungsunterschiede in Chile zu verschärfen, Konflikte zu schüren und eine „verantwortungsvolle demokratische Debatte“ zu stören. Chilenische Beamte äußerten sich zunächst nicht zu den Bemerkungen. Russland hatte zuvor erklärt, dass es sich nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einmische.
Chile galt lange als ein Hort der Stabilität in Lateinamerika, wird jedoch seit Mitte Oktober von Massenprotesten mit bislang 20 Toten erschüttert. Die Proteste wurden durch eine Erhöhung der U-Bahn-Preise in der Hauptstadt Santiago de Chile ausgelöst und führten zu chaotischen Zuständen. Busse und Gebäude brannten, das U-Bahn-System in der Hauptstadt Santiago wurde lahmgelegt. Inzwischen fordern die Demonstranten den Rücktritt von Präsident Piñera und eine grundlegende Änderung seiner Wirtschaftspolitik, die sie für die sozialen Probleme verantwortlich machen.
Piñera hat die bevorstehende Weltklimakonferenz ebenso abgesagt wie das Gipfeltreffen der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC) in Stantiago, um zunächst „Probleme zu Hause zu lösen“. Ein Krisentreffen mit den Oppositionsführern endete am Donnerstag jedoch ergebnislos.
Nach Einschätzung der amerikanischen Behörden hatte Russland 2016 auch in den Vereinigten Staaten versucht, durch die massive Verbreitung von Falschinformationen die Präsidentenwahl zu beeinflussen – zugunsten des Wahlsiegers Donald Trump.