Eine Sexstudie zeigt erhebliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Was so selbstverständlich tönt, ist im aktuellen Meinungsklima überraschend.
Schon der Name der gross angelegten dänischen Studie ist interessant: «Projekt Sexus» – als ob das biologische Geschlecht auch nur ein (soziales) Projekt sein könnte. Die Resultate, die diese Woche veröffentlicht wurden, besagen nun aber etwas anderes. Während circa eines Jahres hatte man rund 62’000 Dänen im Alter von 15 bis 89 Jahren zu ihren sexuellen Vorlieben, Einstellungen und Erfahrungen befragt. Das Ziel: Erkenntnisse zu den Wechselwirkungen zwischen Sexualität, verschiedenen Lebensstilen und Gesundheit zu gewinnen.
Die Resultate sind an sich nicht weltbewegend und wären in ähnlicher Form wohl auch in ganz Europa zu finden. Etwa, dass kaum die Hälfte der sexuell aktiven Dänen mit ihrem Sexleben zufrieden sind – insbesondere die Männer. Männer masturbieren denn auch deutlich mehr und konsumieren mehr Pornografie als die Frauen und verspüren auch im fortgeschrittenen Alter noch ein deutlich stärkeres Verlangen.
Neu ist die Vorstellung, dass das biologische Geschlecht eine vernachlässigbare Rolle dabei spielt, was es heisst, eine Frau oder ein Mann zu sein.
Beim sexuellen Verhalten und beim sexuellen Verlangen gibt es also grosse Unterschiede zwischen den biologischen Geschlechtern. Und das, sagte Christian Graugaard, Mitautor der Studie, habe ihn überrascht. Und ihm die Augen geöffnet.
Das wiederum ist eine überraschende Aussage für einen Sexualforscher. Er sei bisher davon ausgegangen, dass «geschlechtsspezifisches Verhalten in erster Linie von sozialen Faktoren beeinflusst ist», sagte Graugaard der Zeitung «Politiken». Damit bekennt er sich zu einer Idee, welche durch die Gender-Studies Auftrieb erhielt, wo man sich mit dem Einfluss sozialer Faktoren auf Geschlechterrollen beschäftigt.
Neu ist aber die Vorstellung, dass diesbezüglich ausschliesslich soziale Faktoren zählen, dass also das biologische Geschlecht eine vernachlässigbare Rolle dabei spielt, was es heisst, eine Frau oder ein Mann zu sein. Nach dieser Theorie gibt es gar keine biologischen Unterschiede, stattdessen sei unser geschlechtsspezifisches Verhalten komplett gesteuert von sozial vermittelten Gender-Stereotypen.
So unbestreitbar Geschlechterrollen durch soziale Faktoren beeinflusst werden, so unwiderlegbar sind ihre biologischen Grundlagen.
Das ist Unsinn.
Gerade in der Sexualität existieren eindeutige und unwiderlegbare biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern, wie jeder Biologe bestätigen wird, auch wenn diese Selbstverständlichkeit in den vergangenen Jahren vermehrt als «biologistisches Denken» diffamiert – und damit manchmal mehr, manchmal weniger subtil in die rechte Ecke geschoben wurde.
Soziale Prägungen wirken zwar auch auf sexuelles Verhalten, insbesondere bei Frauen, die für sozialen Druck empfänglicher sind. Das sexuelle Verhalten der Männer dagegen blieb über Jahrtausende hinweg unempfänglich für Domestizierungsversuche. Dafür spricht auch der Umstand, dass es seit je und überall Formen der Prostitution gegeben hat – und sie sich auch bei anderen Tierarten beobachten lässt.
Mit dem Einfluss kultureller Faktoren auf sexuelle Verhaltensweisen lässt sich so etwas wohl kaum erklären. Prostitution setzt ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage nach Sex zwischen den Geschlechtern voraus, und dieser Unterschied hat biologische Ursachen. So unbestreitbar Geschlechterrollen durch soziale Faktoren beeinflusst werden, so unwiderlegbar sind aber auch ihre biologischen Grundlagen. Alles andere ist Ideologie.