Die 17-Jährige soll mittags am Essener Hauptbahnhof entführt worden sein. Jetzt stehen fünf Männer wegen Vergewaltigung vor Gericht.
Sie schweigen alle. Sagen nichts zu dem Vorwurf, mit insgesamt acht Männern eine 17-Jährige im Essener Ortsteil Altendorf vergewaltigt zu haben. Über zwei Jahre liegt die mutmaßliche Gruppenvergewaltigung zurück, für die sich seit Montag fünf aus Essen und Wesseling bei Köln stammende Männer verantworten sollen.
Offenbar benötigten die Ermittler viel Zeit, bevor die Anklage im Mai 2019 fertig wurde. Am Essener Hauptbahnhof soll die Tat ihren Ausgangspunkt haben. Der Hauptangeklagte Shakiel H. (22), der wie seine Mitangeklagten aus Afghanistan stammt, soll die 17-Jährige dort am 4. Juni 2017 bei McDonalds angesprochen haben.
Am Hals gefasst und zugedrückt
Ob sie mit ihm kommen wolle, fragte er laut Anklage. Und als sie ablehnte, soll er sie am Hals gefasst und zugedrückt haben. Ihr sei es aber gelungen, sich aus seinem Griff loszureißen und zur Toilette zu flüchten. Dort habe sie sich in einer Kabine eingesperrt. Als sie diese nach 30 Minuten verließ, soll Shakiel H. sich vor ihr aufgebaut und ins Gesicht geschlagen haben. „Ich werde dich grün und blau schlagen, wenn du nicht mitkommst“, soll er gesagt haben.
Das alles geschah nicht nachts, sondern am hellichten Tag. Mittags um 13 Uhr. Hat das wirklich kein Passant oder Bahnmitarbeiter mitbekommen?
An Händen und Füßen festgehalten
Aus Angst soll die 17-Jährige mit ihm in der Straßenbahn zu einer Wohnung in der Altendorfer Straße gefahren sein. Dort sollen innerhalb weniger Stunden die fünf Angeklagten, heute 20 bis 24 Jahre alt, sowie drei weitere Männer zusammengekommen sein und sie vergewaltigt haben. Zwei sollen sie jeweils an Händen und Füßen festgehalten haben, und die schreiende Frau zum Sex gezwungen haben.
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Zuvor sollen sie ihr noch eine rote Tablette gegeben haben, sagt die Anklage. Danach sei sie für einige Zeit weggetreten gewesen. Auch von einem Joint ist die Rede, den sie geraucht habe.
Wohnung am nächsten Tag verlassen
Was danach geschah, ist nicht ganz klar. Am Tag darauf soll sie die Wohnung um 20 Uhr verlassen haben, heißt es in der Anklage, wiederum einen Tag später sei sie um 19 Uhr von der Polizei in der Wohnung eines anderen Mannes „aufgegriffen“ worden. Was in der Zeit dazwischen passierte, dazu sagt die Anklage nichts.
Irgendwann hatte sie aber per Handy einer Freundin eine Textnachricht geschickt. Sie brauche Hilfe und werde gegen ihren Willen in einer Wohnung festgehalten. Fieberhaft hatte die Polizei nach ihr gesucht. Als sie gefunden wurde, erzählte sie von der Gruppenvergewaltigung, führte die Polizei zu der Wohnung in Altendorf.
DNA-Spuren im Schlafzimmer gesichert
Sie identifizierte fünf der acht Männer. Zum Teil sicherte die Polizei entsprechende DNA-Spuren im Schlafzimmer.
Der Hauptangeklagte Shakiel H. erzählte beim Haftrichter, er sei unschuldig und habe die 17-Jährige flüchtig gekannt. Von einvernehmlichen Sex spricht er: „Ohne Gewalt war das. Ist das bei euch eine Vergewaltigung?“
14-Jährige zum Sex genötigt
In einem Brief ans Gericht beteuerte er auch seine Unschuld: „Ich bin schön, ich habe das nicht nötig.“ Sein Vorstrafenregister weist aber einschlägige Taten auf. So hatte er 2013 mehrfach Sex von einer 14-Jährigen verlangt. Falls nicht, so drohte er damals, werde er das ihrem Vater erzählen und ein Video verbreiten: „Ich will Sex, sonst mache ich dein Leben kaputt.“
Sechs Prozesstage hat die V. Jugendkammer angesetzt, um die Vorwürfe aufzuklären. Am nächsten Verhandlungstag soll die heute 19-Jährige gehört werden.