Eine der bekanntesten irakischen Politikerinnen wirft Kämpfern des IS eine ungeheuerliche Tat vor. Sie sollen eine gefangene Jesidin dazu gebracht haben, ihr eigenes Kind zu essen. Die Frau sei zunächst ahnungslos gewesen.
Vian Dakhil ist Politikerin im irakischen Parlament und Jesidin. In ihrem Land gilt sie als wichtige Stimme für jesidische Frauen, die aus den Fängen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) flüchten konnten.
In einem von der britischen Zeitung „The Independent“ veröffentlichten Video, spricht sie über Verbrechen der IS-Kämpfer an Jesidinnen. In dem vom Middle East Media Research Institute übersetzten Film erzählt die Parlamentarierin unter anderem von einer Mutter, die ihr eigenes Kind gegessen habe – ohne davon zu wissen.
„Eine der Frauen wurde drei Tage ohne Wasser in einer Zelle festgehalten“, so Dakhil über die Berichte einer Jesidin, die vom IS gefangen gehalten wurde. Nach dieser Zeit habe man ihr erstmals Nahrung gebracht – eine Schale Reis mit Fleisch. „Sie hat das gegessen, weil sie hungrig war.“
Als sie fertig mit dem Essen war, habe man ihr gesagt: „Wir haben deinen einjährigen Sohn gekocht, den hast du gerade gegessen.“ Dakhil sei in Tränen ausgebrochen, als sie davon berichtete.
Vian Dakhil, die einzige jesidische Abgeordnete im irakischen Parlament, wurde 2014 mit einer Rede im Plenum weltweit bekannt. Sie sagte damals: „Herr Präsident, wir werden abgeschlachtet unter dem Banner ‚Es gibt keinen Gott außer Allah‘. Unsere Frauen werden auf Sklavenmärkten verkauft, es gibt einen Völkermord an den Jesiden. Wir werden ausgerottet, unsere Religion soll vernichtet werden. Ich appelliere an Ihre menschliche Solidarität, retten Sie uns.“ Sie brach daraufhin weinend zusammen und musste von anderen Parlamentarierinnen aus dem Plenum gebracht werden. Das Video ging um die Welt.
Ihr Auftritt und das Flüchtlingsleid der Jesiden, von denen Zehntausende im Sindschar-Gebirge vom IS eingekesselt wurden, war mit ausschlaggebend für den damaligen US-Präsidenten Barack Obama, seiner Luftwaffe einen Angriffsbefehl zu geben. Die 43-Jährige wurde für ihr Engagement unter anderem mit dem Anna-Politkowskaja-Preis für Frauen ausgezeichnet.