Die AfD-Spitzenkandidatin im Bund sagte in Braunschweig, die Kanzlerin hätte sich in der Flüchtlingskrise strafbar gemacht.
Kurz und bündig: So lässt sich der Auftritt von Alice Weidel, Spitzenkandidatin der Alternative für Deutschland (AfD) für die Bundestagswahl, beschreiben. Gerade mal zehn Minuten sprach sie vor den knapp hundert AfD-Anhängern auf dem Braunschweiger Schlossplatz.
Zuvor sollten aber Mirco Hanker, Fraktionsgeschäftsführer der AfD in Braunschweig, und der niedersächsische AfD-Chef Paul Hampel die Stimmung anheizen. Dieses Unterfangen gestaltete sich allerdings problematisch, denn die Redner auf der spartanischen Bühne waren kaum zu verstehen. Das Problem: Die Zahl der Gegendemonstranten überstieg die der AfD-Sympathisanten um mindestens das Doppelte. Immer wieder unterbrachen Pfiffe, Hau-ab-Rufe und sogar Vuvuzelas die Reden der Politiker.
Drang aber doch mal ein Wort zu Gehör, handelte es sich zumeist um AfD-typische Parolen, die den Untergang des Abendlandes thematisierten: „Unsere Kultur ist stark bedroht“, mahnte Hanker. Die Schuld liege bei Angela Merkel, die Deutschland zerstören wolle. Das Publikum, zum Großteil jenseits der 50 Jahre, stimmten ihm applaudierend zu
Die Aufgabe von Paul Hampel war es zunächst, seine Partei ins richtige Licht zu rücken und auf zurückliegende Erfolge zu verweisen. Aber die AfD will mehr: Bei der kommenden Bundestagswahl reiche der Partei zwar der Einzug in den Bundestag, aber „wir wollen keine Oppositionspartei werden. Wir wollen das Handwerk lernen und 2021 die Regierung bilden“, versprach Hampel vollmundig. Anschließend widmete er sich den etablierten Parteien, oder, wie er sie nennt, „Kartellparteien“: „Die Grüne und die FDP sind politische Nutten, die für einen Firmenwagen mit jedem ins Bett gehen.“ Während die AfD-Gefolgschaft klatschend beipflichtete, quittierten die Gegendemonstranten diese Äußerung mit „Hampelmann“-Rufen.
Tatsächlich sprach Hampel aber auch sachlich über die Gründe der Flüchtlingskrise und wie diese vermeidbar gewesen wäre. Für den Großteil der Anhänger schienen diese Sachverhalte allerdings zu komplex – der Applaus blieb aus. Also wieder zurück zum Abgesang des deutschen Vaterlandes und somit zum Express-Auftritt der Spitzenkandidatin Alice Weidel.
Die 38-Jährige hatte sich für den Beginn ihres Auftritts eine kleine Showeinlage überlegt: „Wissen Sie, was einem bei Google angezeigt wird, wenn man Mann und Messer eingibt? Ich lese es Ihnen mal vor.“ Sie las zehn Beispiele über Messerattacken durch Asylbewerber in Europa von ihrem Handy ab und beklagte, dass „die Regierung ihre Bürger mit der unkontrollierten Zuwanderung zu Freiwild macht“. Auch sie suchte die Schuld dafür bei der Kanzlerin, ging aber noch einen Schritt weiter als ihre Vorredner und forderte, Angela Merkel vor ein Gericht zu stellen: „Aufgrund der Rechtsbrüche in der Flüchtlingspolitik hat sich die Kanzlerin strafbar gemacht.“ Außerdem enteigne der Staat seine Bürger durch die hohen Steuern. Das wolle sie ändern, vergaß aber zu erklären, wie das funktionieren soll. Zum Abschluss der Veranstaltung wurde die Nationalhymne gespielt.
Die Polizei sicherte die Veranstaltung vor Ort und sprach anschließend von einem „lautstarken Protest und friedlichem Verlauf.“