Unter „Allahu Akbar“-Rufen haben rund 200 Migranten Anfang der Woche die kroatische Grenze bei Maljevac gestürmt. Sie versuchten mithilfe von Baumstämmen und Ästen einen Kanal zu überwinden. Die hauptsächlich männlichen Migranten machten mit „No Croatia, Germany“ und „Work, go work“ ihre Intention deutlich. Sie wurden von den kroatischen Sicherheitskräften unter Einsatz von Tränengas zurückgetrieben.
Bereits Mitte Juni hatte sich eine neue Asyl-Welle abgezeichnet, Italiens rigorose Politik in Sachen Flüchtlingsschiffe hatte dem keinen Abbruch getan. Videoaufnahmen aus Kroatien zeigen nun, wie Migranten versuchen, über die Grenze zu kommen. Polizisten mit Schutzausrüstung treiben die Männer mit Tränengas zurück, Frauen und Kinder stehen Augenzeugenberichten zufolge abseits. Der Einsatz dauerte einen ganzen Tag an.
Bild: index.hr
Das Rote Kreuz sprach von „Tausenden Migranten, die aktuell auf dem Weg durch die Balkanländer sind“. Und die Zahl werde vermutlich noch weiter ansteigen. Alleine in Bosnien sollen sich aktuell rund 6500 Flüchtlinge aufhalten. Im Jahr 2017 hatte man lediglich rund 750 gezählt.
The Red Cross says pressure is growing on Balkan states as migrant numbers continue to rise: “Thousands of people making their way through the #Balkans are in desperate need of basic humanitarian services and support“. @Federation https://t.co/ralKYC3CGl
— Dan McLaughlin (@DanMcL99) 18. Juni 2018
EU-Asylpolitik vor Wendepunkt
Die Asylpolitik der EU befindet sich aktuell an einem Wendepunkt. Vor dem Gipfeltreffen in Brüssel am Sonntag hatte vor allem die neu gewählte Regierung Italiens mit ihrer rigorosen Politik in Sachen Flüchtlingsschiffe von sich reden gemacht. Frankreich und Spanien fordern Zentren für ankommende Migranten „auf europäischem Boden“. Dafür müsse es europäische Solidarität und sofortige finanzielle Unterstützung geben, sagte der französische Präsident Emmanuel Macron nach einem Treffen mit dem neuen spanischen Regierungschef Pedro Sanchez in Paris.
Migranten im bosnischen Grenzort Velika Kladusa Bild: AP
Migranten in der Nähe der bosnisch-kroatischen Grenze Bild: AP
Polizisten kontrollieren einen Bus mit Migranten im Nordwesten Bosniens. Bild: APA/AFP/ELVIS BARUKCIC
Merkel zunehmend unter Druck
Das Treffen in Brüssel dient der Vorbereitung des EU-Gipfels Ende Juni. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will dort für bilaterale Vereinbarungen zur Rücknahme von Asylsuchenden werben, um einen nationalen Alleingang von Innenminister Horst Seehofer (CSU) bei der Zurückweisung von Flüchtlingen abzuwenden. Innenpolitisch steht Merkel enorm unter Druck. Die CSU will Asylbewerber an der deutschen Grenze abweisen, wenn diese bereits in einem anderen EU-Land registriert sind. Merkel ist dagegen, so etwas ohne Abstimmung mit den EU-Partnern zu tun, und will stattdessen eine europäische Lösung mit bilateralen Rücknahme-Vereinbarungen.
