Malte Pieper, Reporter beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR), hat nach dem EU-Sondergipfel vom Wochenende den Rücktritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel gefordert.
In einem Kommentar für tagesschau.de bezeichnete er den Gipfel als „Bankrotterklärung der EU“ und forderte einen Neuanfang im Kanzleramt. Die Staats- und Regierungschefs bekämen nichts zustande, schrieb Pieper. „Kaum einer traut dem anderen noch über den Weg. Der deutschen Bundeskanzlerin schon gar nicht.“
Merkels pragmatischer Politikstil habe zur heutigen Situation geführt, schreibt Pieper weiter. „Als in den Jahren 2011 und 2012 die Zahl der Menschen, die nach Europa fliehen, langsam aber stetig steigt, lässt Merkel nur wissen, das sei nicht ihr Hauptproblem, sondern das von Italien und Griechenland.“ Die europäische Solidarität habe die Kanzlerin erst dann für sich entdeckt, „als die Trecks die bayerische Grenze erreichen“.
„… wenn man so mit Deutschland umgesprungen wäre“
Unter diesem Druck habe Merkel sogar die Spaltung der EU billigend in Kauf genommen, so Pieper. Die Kanzlerin „drängt die Osteuropäer in die Ecke, lässt sie überstimmen und will sie zur Solidarität zwingen, zur Aufnahme von Flüchtlingen. Man stelle sich nur einmal vor, was passiert wäre, wenn man so mit Deutschland umgesprungen wäre!“
hnlich rabiat sei die Bundesregierung mit Griechenland in der Eurokrise umgegangen. Da sei es kein Wunder, dass viele Länder in Europa nach rechts gerückt seien, schlussfolgert der MDR-Journalist – auch Deutschland. Gemeinsame europäische Lösungen zu finden, werde da schwer.
Tagesschau-Chef beschwichtigt
„Geschätzte Angela Merkel, nach fast 13 Jahren Kanzlerschaft gibt es auf europäischer Ebene für Sie, außer spürbarer Abneigung, nichts mehr zu gewinnen“, schreibt Pieper an Merkel gewandt. „Räumen Sie das Kanzleramt für einen Nachfolger, dessen Name nicht so belastet ist, wie es der Ihre ist. Dem in Europa noch zugehört wird. Dem man zutraut, wirklich die Interessen aller im Blick zu haben! Lassen Sie uns den Neuanfang wagen!“
Ein öffentlich-rechtlicher Journalist, der den Rücktritt der Bundeskanzlerin fordert: Piepers Kommentar sorgte für ein großes Echo in den sozialen Netzwerken. Auf Anfrage der „Bild“-Zeitung betonte „Tagesschau“-Chefredakteur Kai Gniffke allerdings: „Journalistische Kommentare werden grundsätzlich als solche gekennzeichnet und geben immer nur die Meinung des bzw. der Kommentierenden wieder. Das gilt auch für den Kommentar von Malte Pieper.“