Politiker aller großen Parteien sollten an einer Schule diskutieren. Hugh Bronson von der AfD bekam eine Torte ins Gesicht. Was sagen Schulleiter, Lehrer und Schüler?
Sechs Politiker aus dem Berliner Abgeordnetenhaus, eine Diskussionsrunde mit Schülern, eine Torte: Der AfD-Abgeordnete Hugh Theodore Bronson (Uwe Brunßen) ist vor einer Gemeinschaftsschule in Lichtenberg von einem unbekannten Mann mit Mütze „getortet“ worden. Bereits im Vorfeld wurde am Grünen Campus Malchow viel diskutiert, ob man den Vertreter der AfD ausladen könne und solle.
Die Veranstaltung in der Turnhalle am Mittwoch mit rund 250 Schülern hieß „Talking Heads“ und wurde vom Abgeordnetenhaus organisiert. Dieses hatte die Fraktionen angeschrieben, sie mögen einen Abgeordneten zur Teilnahme bestimmen.
Meldeplattform gegen Lehrkräfte
Politiker aller Parteien sollten an Schulen diskutieren und einen Einblick in die Arbeit des Abgeordnetenhauses geben. Drei Schüler moderierten und stellten die Fragen ihrer Mitschüler, die vorab schriftlich und anonym eingereicht werden konnten. Verkehrs-, Wohnungs- und natürlich Bildungspolitik waren im Fokus. Fragen zur Migrationspolitik gab es nicht.
Allerdings zu den Plänen einer sogenannten „Meldeplattform“ gegen Lehrkräfte. Die AfD plant auch in Berlin eine Internetplattform, auf der sich Schüler anonym über angebliche Verstöße von Lehrern gegen das Neutralitätsgebot an Schulen beschweren können. Eine solche App gibt es in Hamburg bereits. Bronson reagierte zurückhaltend und ausweichend, soll eine solche App aber gutgeheißen haben.
„Kein Platz für rechte Hetze“
Im Hintergrund der Bühne hing ein Plakat mit der Aufschrift „Kein Platz für rechte Hetze“, aufgehängt vom Politikkurs der 12. Klasse. Auch die Polizei war am Mittwoch vor der Schule, konnte den Tortentäter aber nicht fassen. Der Mann attackierte den AfD-Politiker auf dem Weg zur Schule und erwischt ihn mit der braunen Torte mit Sahne an Gesicht und Schuler. Bronson nahm es sportlich und ohne Sahnerückstände an der Diskussion teil.
Die Diskussion selbst sei relativ unaufgeregt gewesen, berichtet ein Lehrer, der seinen Namen nicht nennen möchte. „Dass die Schule Vertretern aller Parteien Zutritt gewährt, ist eine Sache“, sagt er. „Dass aber Vertreter einer neofaschistischen Partei von Schülerinnen und Schülern mit offensichtlicher Ablehnung begegnet wird, ist sehr erfreulich.“ Es zeige, dass humorvolle Tendenzen zumindest in Teilen der Gesellschaft gepflegt werden. Bronson sollte sich fragen, warum fünf andere Politiker nicht mit Torten beworfen wurden. Es sei die Antwort darauf, dass die AfD in Chemnitz mit Nazis marschiert waren.
Bronson sagte, er sehe den Angriff als weiteren Beleg für die immer überdrehtere Hetze gegen die AfD, welche „die Hemmschwelle für körperliche Angriffe auf Vertreter unserer Partei herabsenkt“. Besonders erschreckend sei, dass derartige Vorfälle von den Altparteien keineswegs mit Schärfe verurteilt würden.
„Diese Gleichgültigkeit der selbst ernannten Demokratiewahrer stellt eine ernsthafte Gefahr für die Demokratie dar.“ Danny Freymark von der CDU, der auch an der Veranstaltung teilnahm, wehrt da ab: Er sehe in solchen Attacken kein Mittel. Über das Plakat im Hintergrund habe er jedoch „positiv schmunzeln“ müssen. Hier habe es sich um gute Kritik im Sinne seines Demokratieverständnisses gehandelt.
„Das ist für uns kein Demokratieverständnis“
Ein junger Mann, der die Attacke beobachtet hatte, sagte, die AfD habe mit ihrer Propaganda an Schulen nichts verloren. Viele Schülerinnen und Schüler hatten im Vorfeld ihren Unmut über die Veranstaltung kundgetan. „Ich finde, eine Schule sollte kein Platz sein für eine Partei, die rassistisch, antisemitisch, sexistisch und homophob ist“, so eine Schülerin, die ebenfalls nicht namentlich genannt werden möchte.