Der Fall der mutmaßlich von ihrem Freund erstochenen Syndia bewegt Worms. Hunderte nahmen an einem Trauermarsch teil. Vor dem anschließenden Gottesdienstes gab es einen Zwischenfall.
Organisiert wurde der Marsch von Angehörigen und Freunden. Vom Parkplatz eines Supermarktes im Wormser Nordend zogen die rund 500 Trauernden gemeinsam zum Wohnhaus von Syndias Eltern. Sie zündeten Kerzen an und legten Blumen nieder. Die Polizei begleite den Marsch.
Mit ausgebreiteten Armen im Alterraum
Im Anschluss an die Kundgebung fand in der Liebfrauenkirche ein ökumenischer Gottesdienst statt. Kurz bevor der Gottesdienst begann, kam es zu einem Zwischenfall. Zeugen berichteten, dass ein Mann mit ausgebreiteten Armen im Altarraum stand und „allahu akbar“ (Gott ist der Größte) gerufen hätte. Ein Ausruf, den islamistische Attentäter gebrauchen.
Zahlreiche Besucher der Kirche, die bereits vor dem Gottesdienst Platz genommen hatten, verließen daraufhin fluchtartig die Kirche und alarmierten die Polizei. Der Zwischenrufer sei von Kirchenbediensteten nach draußen geführt und der Polizei übergeben worden, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Es habe keine Massenpanik gegeben. Der Gottesdienst fand wie geplant statt.
Ermittlungen gegen 29-Jährigen
Die Hintergründe der Aktion waren laut Polizei auch am Sonntag unklar. Der 29 Jahre alte Mann sei vernommen worden, sagte ein Sprecher dem SWR. Eine Erklärung für sein Verhalten gebe es aber nicht.
Der Mann ist mittlerweile wieder auf freiem Fuß. Gegen ihn wird jetzt wegen des Verdachts der Störung der Religionsausübung ermittelt. Sollte es zu einem Gerichtsverfahren kommen, droht ihm eine Geld- oder Haftstrafe.
„Lassen Sie uns gemeinsam trauern“
Der Wormser Oberbürgermeister Michael Kissel (SPD) hatte sich nach dem Tod der jungen Frau öffentlich geäußert und die Wormser zum Zusammenhalt aufgerufen. In einer Stellungnahme auf der Homepage von Worms hieß es: „Nur gemeinsam kann die Stadt diese unfassbare Tat verarbeiten. Lassen Sie uns gemeinsam trauern und lassen Sie uns die Familie unserer Anteilnahme gewiss sein. Wir können der Familie ihr Leid nicht nehmen, aber wir können alles dafür tun, dass sie ihre Trauer in Ruhe verarbeiten kann.“
Das 21 Jahre alte Opfer war in der Nacht zum Mittwoch in ihrem Elternhaus in Worms getötet worden. Dort wohnte sie im obersten von drei Stockwerken. Die junge Frau starb nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft an mehreren Messerstichen. Insgesamt erlitt sie zehn bis fünfzehn Stich- und Schnittverletzungen im Rücken, am Hals, in der Lunge und an den Händen.
Motiv des mutmaßlichen Täters noch unklar
Ihr 22-jähriger Freund, der den Ermittlern zufolge zeitweise in dem Haus in Worms zu Gast war, sitzt wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft. Sein Motiv ist noch unklar. Die Staatsanwaltschaft erwägt eine psychiatrische Begutachtung des abgelehnten Asylbewerbers aus Tunesien.