Auch berichtete über die Hälfte der Wohnungsunternehmen, dass die Aggressivität unter den Mietern zugenommen hätte. Fast jeder dritte Großvermieter habe gewalthafte Konflikte zwischen Mietern und Mitarbeitern der Wohnungsunternehmen erlebt. Gewalthafte Konflikte kommen auch zwischen Anwohnern immer wieder vor.
Nur einem Drittel der befragten Unternehmen sind solche Auseinandersetzungen im eigenen Quartier nicht bekannt.
Zwar komme Gewalt nicht häufig, sondern eher selten vor, doch einige Quartiere würden sich als Ausnahme der Regel entpuppen. In Wohneinheiten von schrumpfenden Mittelstädten, also Städten mit 20.000 bis 100.000 Einwohnern, komme es in jedem zehnten Quartier zu Körperverletzungen.
Altersarmut und Verdrängung sorgen für Konflikte
„Die Konflikte spiegeln sich vor allem in zwei Formen der Quartierentwicklung wider: zum einen in städtischen Großquartieren, wo eine starke Fluktuation herrscht. Zum anderen aber auch in stark schrumpfenden Städten, wie sie in Ostdeutschland häufig vorkommen“, sagt Studienautor und Minor-Geschäftsführer Christian Pfeffer-Hoffmann.
Gerade auf dem Land schwinde der Zusammenhalt. Viele jüngere Leute würden abwandern und in die Städte ziehen, mit ihnen würden häufig auch Freizeitangebote in den Städten verschwinden. Zurück bleibe der Frust – gepaart mit Altersarmut. Von der Strategie der Bundesregierung, mit der sie eine „gerechtere Heimat“ schaffen will, spüren die Mieter der Quartiere offenbar noch wenig.
Im Gegenteil: In den belasteten Quartieren, wo hohe Arbeitslosigkeit, Kinderarmut und Perspektivlosigkeit herrschen, habe sich laut der Studie die Konfliktsituation noch einmal verschärft. Überall sei das nachbarschaftliche Miteinander zudem sehr angespannt.
Wohnungsunternehmen äußern Bedenken hinsichtlich der Migration
In den Großstädten äußern viele Wohnungsunternehmen der Studie zufolge ihre Bedenken bezüglich der Migration. Der Zuzug von Migranten gehe häufig einher mit einem lauten Wohnverhalten, aber auch ethnische oder religiöse Konflikte würden entstehen, berichten die Wohnungsunternehmen.
Für Pfeffer-Hoffmann stehen die Vermieter auch in der Pflicht: „Die Wohnungsunternehmen müssen dafür sorgen, dass Kommunikation und Betreuung als Schlüssel für die Integration im Quartier hergestellt werden.“ Zuletzt wurde bekannt, dass Tausende traumatisierte Flüchtlinge in Deutschland ohne Therapieplatz sind.
„Es herrscht kein Flächenbrand“
Trotz der hohen Konfliktzahlen hält Pfeffer-Hoffmann die Ergebnisse nicht für alarmierend: „Es ist nicht alles negativ in den Wohnquartieren, im Gegenteil: Rund die Hälfte der befragten Wohnungsunternehmen sagt, dass sich die Situation verbessert oder zumindest stabilisiert hat. Es herrscht kein Flächenbrand.“
Immerhin gaben 47,8 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sich die Belastung verbessert habe. Die Probleme, die es gebe, könnten laut Pfeffer-Hoffmann behoben werden – vor allem, wenn Mieter, Vermieter und Kommunen stärker als bisher miteinander reden würden.
Wohnungswirtschaft sieht Politik in der Pflicht
GdW-Präsident Axel Gedaschko sieht auch die Politik in der Verantwortung: „Konfliktsituationen in Deutschlands Wohnquartieren haben häufig Ursachen, die auch sozial verantwortliche Vermieter nicht allein lösen können. So nimmt das soziale Gefälle stark zu.“
Auf der einen Seite seien immer mehr Mieter im Niedriglohnsektor beschäftigt, Gehaltserhöhungen gebe es kaum. Auf der anderen Seite würden bei Wohnungsunternehmen die Immobilien- und Baukostenpreise steigen – und damit die Mieten. „Hier muss die Politik dringend Lösungen dafür finden, wie viel mehr Menschen den wirtschaftlichen Aufstieg schaffen und auch an der Gehaltsentwicklung teilhaben“, sagte Gedaschko.
Forderung nach Quartiersmanagern
Gleichzeitig ist für den GdW-Präsidenten aber auch klar: „Wenn irgendwie möglich müssen die Wohnungsunternehmen mitanpacken.“ Denn die Wohnungsunternehmen seien diejenigen, die Konflikte in den Quartieren am ehesten mitbekommen würden und entsprechend Lösungen erarbeiten könnten. Das Problem laut Gedaschko: „Wohnungsunternehmen sind nicht dafür geschult, das zu tun, was klassischerweise von der Kommune kommen müsste – für die Sozialarbeit im Quartier.“
Um das zu ändern, forderte Gedaschko unter anderem mehr Förderprogramme für die Quartiersarbeit. Auch die Etablierung von Quartiersmanagern könnte eine Lösung sein.
Bauwirtschaft boomt – aber nicht bei Sozialwohnungen
Bei günstigen Mieten scheint das in den Metropolen schwierig zu werden. Vor ihrem Jahrestreffen warnte die Bundesvereinigung Bauwirtschaft davor, dass Sozialwohnungen in Deutschland fehlen würden.
Zwar erlebe die Baubranche ein starkes Wachstum und wird in diesem Jahr einen Umsatz von fast 354 Milliarden Euro erzielen. Im sozialen Wohnungsbau, wo jährlich rund 81.100 Wohnungen ihre Sozialbindung verlieren, würde aber lediglich ein Drittel der benötigten Wohnungen fertiggestellt werden können.
Während die Bauwirtschaft beim Bau neuer Sozialwohnungen kaum hinterherkommt, verzeichnet die Branche rosige Zahlen. Für das laufende Jahr korrigierte die Bundesvereinigung Bauwirtschaft ihre Prognose nochmal um einen Prozentpunkt nach oben und erwartet ein Umsatzplus von nun fünf Prozent. Die Bauwirtschaft generiert zudem immer mehr Arbeitsplätze: 3,3 Millionen Arbeitnehmer sind in der Branche tätig, teilte die Bundesvereinigung mit.
Quelle: waz