Kurz vor dem zweiten Jahrestag des Anschlags auf einen Berliner Weihnachtsmarkt, bei dem zwölf Personen ums Leben kamen, mehren sich Zweifel an der Einzeltäter-These der deutschen Behörden.
(Reuters) Die italienischen Sicherheitsbehörden gehen laut einem Medienbericht davon aus, dass der Attentäter vom Berliner Weihnachtsmarkt, Anis Amri, kein Einzeltäter war, sondern Teil einer Terrorzelle. Das berichtete das RedaktionsNetzwerk Deutschland unter Berufung auf einen 173 Seiten langen Untersuchungsbericht des Polizeipräsidiums in Brindisi. Die Analyse wurde der deutschen Justiz im Rahmen eines Rechtshilfeersuchens in deutscher Übersetzung zur Verfügung gestellt.
In dem Papier, das von der deutschen Regierung als «VS – Nur für den Dienstgebrauch» eingestuft wurde, heisse es in Bezug auf die inzwischen geschlossene Fussilet-Moschee in Berlin-Moabit, in der Amri und andere Islamisten ein- und ausgingen, wörtlich: «Es ist davon auszugehen, dass hier eine einzige terroristische Zelle religiöser beziehungsweise salafistischer Prägung vorliegt, der zweifelsohne alle eingangs bezeichneten Personen sowie der verstorbene Amri angehör(t)en.»
Amri hatte im Dezember 2016 einen Lastwagen in den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche gesteuert und zwölf Personen getötet. Der Tunesier wurde vier Tage später von der italienischen Polizei bei Mailand erschossen. Vor seiner Einreise nach Deutschland hatte er sich in Italien aufgehalten und dort auch im Gefängnis gesessen.
Die innenpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im deutschen Parlament, Irene Mihalic, sagte dem RedaktionsNetzwerk zu dem Papier: «Die Anhaltspunkte mehren sich, dass Amri kein Einzeltäter war, sondern zumindest Mitwisser hatte. Die Einzeltäter-These ist totaler Murks. Doch leider wird alles, was von ihr abweicht, von den deutschen Sicherheits- und Ermittlungsbehörden nicht weiter untersucht.»