Vier Männer aus Bielefeld müssen sich vor dem Landgericht verantworten
Bielefeld. „Ich bin dann dahin – und dann sind die auch schon auf mich losgegangen“, sagte Bahar V. (Namen aller Betroffenen geändert) in der Verhandlung. Der 34-jährige Bielefelder war im März des vergangenen Jahrs durch mehrere Messerstiche lebensgefährlich verletzt worden. Nun müssen sich vier Männer wegen des Angriffs auf V. vor dem Landgericht verantworten – zwei von ihnen wegen des Verdachts des versuchten Totschlags.
Streit in Shisha-Bar
Vorausgegangen war der blutigen Attacke offenbar ein Streit in einer Shisha-Bar – der zu alledem auch noch auf einer Verwechslung beruhte. In der Nacht auf den 3. März 2018 hatte sich Bahar V. mit einigen Bekannten in dem an der August-Bebel-Straße gelegenen Café aufgehalten, als irgendwann nach Mitternacht die nun angeklagten Jindar B. (30) und Ferat L. (32) das Lokal betraten.
Offene Rechnung
Mit dem Bruder des Letztgenannten, daraus machte V. in seiner Zeugenaussage vor Gericht kein Geheimnis, hatte das spätere Opfer zu jener Zeit noch eine Rechnung offen. Dummerweise hielt er Ferat L. für denjenigen, mit dem er im Clinch lag. Nach einer kurzen handgreiflichen Auseinandersetzung verließ V. das Lokal und begab sich zu Fuß auf den Weg nach Heepen. Er habe sich, so sagte er vor Gericht, für den Vorfall entschuldigt, da natürlich die Verwechslung bald aufgefallen sei.
Was dann genau genau geschah, muss nun die X. Große Strafkammer unter dem Vorsitz von Richter Christoph Meiring herausarbeiten. Fest steht, dass Bahar V. im Verlauf der Nacht durch mehrere Messerstiche lebensgefährlich verletzt und durch eine Notoperation gerettet wurde. Weiterhin dürfte es als gesichert gelten, dass sich gegen 2.30 Uhr bis zu 20 Personen auf einem an der Straße Am Homersen gelegenen Supermarkt-Parkplatz trafen.
Zehnmal auf Kontrahenten eingestochen
Vor Gericht berichtete V., dass die vier nun angeklagten Männer sofort nach seinem Erscheinen dort auf ihn eingeschlagen – und getreten hätten. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Jindar B. und Egit L. – bei diesem handelt es sich um einen Bruder von Ferat L. – in der Folge zehnmal mit einem mitgeführten Messer auf ihren Kontrahenten einstachen. Schließlich, so V. vor Gericht, habe Egit L. seinem Bruder Ferat das Messer mit den Worten „Hol dir deine Ehre“ in die Hand gedrückt: „Der sollte mich kaltmachen. Ich bin dann zum Glück von anderen da rausgezogen worden.“ Als schließlich mehrere Anwohner hinzugelaufen gekommen seien, seien die Täter geflüchtet. „Ich habe die ganze Zeit gegen die Ohnmacht angekämpft. Als der Notarzt kam, bin ich umgekippt und am nächsten Tag im Krankenhaus aufgewacht“, schilderte der Zeuge.
Mit den Brüdern L. habe er übrigens keinerlei Probleme mehr, die Familien hätten sich wieder vertragen. „Sie haben mir ein Schmerzensgeld angeboten und sich bei mir entschuldigt. Das kann man von den beiden anderen Angeklagten nicht behaupten“, sagte V. aus. Der Prozess wird am 26. September fortgesetzt.