Kiel – Bereits vor einer Woche soll eine Frau in einer Flüchtlingsunterkunft in Boostedt (Schleswig-Holstein) niedergestochen worden sein. Staatsanwaltschaft, Polizei und Politiker informierten die Öffentlichkeit jedoch nicht über die Bluttat.
Am Freitag vergangener Woche soll ein Iraner versucht haben, seine Frau mit mehreren Messerstichen zu töten, bestätigte Oberstaatsanwalt Axel Bieler von der Kieler Staatsanwaltschaft am Freitag. Zuvor hatten die Kieler Nachrichten darüber berichtet.
Gegen den 34-Jährigen sei Haftbefehl erlassen worden wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung. Er sei inzwischen in der Justizvollzugsanstalt Neumünster.
Oberstaatsanwalt Bieler wies die Darstellung zurück, die zuständige Staatsanwaltschaft habe die Tat vorsätzlich verschwiegen. Es sei üblich, dass in 80 bis 90 Prozent der Fälle keine Mitteilungen erfolge.
Dies sei nur der Fall, wenn Zeugen gesucht würden, von einer Tat allgemeine Gefahren ausgingen oder weiteren Straftaten so möglichst vorgebeugt werden könne.
Ansonsten gebe die Staatsanwaltschaft nur „reaktiv“ Auskunft, falls es Nachfragen gebe. Er habe keinerlei Kontakt zum Innenministerium gehabt, sagte Bieler.
Nur sechs Tage nach der Tat fand am vergangenen Mittwoch eine Bürgerversammlung in Boostedt über die Flüchtlingssituation in der Gemeinde statt. Dabei waren auch die Kriminalität in der örtlichen Landesunterkunft mit 1200 Flüchtlingen und die Kriminalitätsentwicklung in Boostedt Thema.
Weder der stellvertretende Landespolizeidirektor Joachim Gutt noch Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) oder Innenstaatssekretär Torsten Geerdts erwähnten das Verbrechen.
Zuvor hatte es eine Führung durch die Landesunterkunft für Bürger und Medienvertreter gegeben. Auch nach Fragen zu möglicher Gewalt in der Landesunterkunft, wurde das Verbrechen nicht erwähnt, berichtet die Deutsche Presse-Agentur.
Auf Nachfragen der Kieler Nachrichten, erklärte Boostedts Bürgermeister Hartmut König (CDU), auch er sei nicht informiert worden. König hatte zuvor in einem Interview über zunehmende Probleme in den Flüchtlingsunterkünften geklagt und in dem Zusammenhang auch massive Kritik am Land geübt (TAG24 berichtete).
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