Auf einem Stellplatz des Ordnungsamtes Neukölln wurden am Sonntagabend mehrere Autos in Brand gesteckt und zerstört. Neuköllns ehemalige Bürgermeisterin Franziska Giffey appellierte an die Amtsmitarbeiter: „Wir machen weiter – jetzt erst recht.“
Eine dicke Rauchwolke zog am Sonntagabend in den Berliner Nachthimmel. Auf einem Stellplatz des Ordnungsamtes Neukölln in der Juliusstraße standen mindestens neun Fahrzeuge in Flammen.
Die Wagen waren auf einem Hinterhof abgestellt, gegen 22 Uhr wurde das Feuer bemerkt. Die Feuerwehr war wegen der starken Brandentwicklung gleich mit vier Staffeln (mehr als 40 Einsatzkräfte) vor Ort.
Die Feuerwehrleute konnten den Brand löschen und ein Übergreifen der Flammen auf das Dienstgebäude und Nachbargebäude verhindern. Menschen wurden glücklicherweise nicht verletzt.
Die Kriminalpolizei war vor Ort. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um eine politische Tat handele, teilte die Polizei am Montag mit. Es werde wegen vorsätzlicher Brandstiftung ermittelt.
Racheakt krimineller Clans?
„Es könnte sich hier um einen Racheakt krimineller Clans handeln“, sagte der Fraktionsvorsitzende der CDU im Abgeordnetenhaus, Burkard Dregger (54). Der Anschlag zeige, dass die konsequente Durchsetzung von Recht und Ordnung durch das Bezirksamt in den vergangenen Monaten offenbar nicht jedem gefalle, meint auch Neuköllns SPD-Kreisvorsitzender Severin Fischer (35).
Tatsächlich hatten Polizei, Bezirksamt und Steuerfahndung in der Nacht zu Sonnabend in Neukölln erneut stundenlang Lokale, Shisha-Bars und Wettbüros kontrolliert und wegen zahlreicher Verstöße Spielautomaten beschlagnahmt und teilweise stillgelegt. Auch Cafés, Bars und Restaurants in Gesundbrunnen waren am zeitgleich Ziel einer ähnlichen Razzia, wobei unter anderem Drogen gefunden wurden.
Martin Hikel verurteilt Anschlag aufs Schärfste
Bezirksbürgermeister Martin Hikel sagte: „Es handelt sich um einen gezielten Brandanschlag gegen das Ordnungsamt, den ich aufs Schärfste verurteile. Uns liegen derzeit keinerlei Informationen zum Hintergrund und den Motiven dieses Anschlags vor. Das Bezirksamt wird zunächst die Ermittlungen der Polizei abwarten. Spekulationen zum Hintergrund des Anschlags sind zum aktuellen Zeitpunkt fehl am Platz.“
Franziska Giffey: „Meine volle Solidarität gilt euch“
Franziska Giffey, frühere Bürgermeisterin von Neukölln und Bundesfamilienministerin sagte am Morgen: „Mit diesen Bildern bin ich heute morgen aufgewacht. Die Fahrzeugflotte des Ordnungsamtes Neukölln hat heute Nacht in Flammen gestanden. Ich bin fassungslos – wieder einmal sind die angegriffen worden, die sich für Sicherheit und Ordnung in der Stadt einsetzen, die jeden Tag vor Ort durchsetzen, was wir Politiker und auch große Teile der Bevölkerung immer wieder fordern: Regeln müssen für alle gelten, weil davon unser funktionierendes Gemeinwesen abhängt. Ich bin selbst in meiner Zeit als Bürgermeisterin oft mit den Kolleginnen und Kollegen vom Ordnungsamt im Bezirk unterwegs gewesen. Ich weiß, welchen harten und guten Job sie machen. Meine volle Solidarität gilt Euch! Lasst Euch nicht unterkriegen! Wir machen weiter – jetzt erst recht.“