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Mrz 31

Brennpunkt Hanau: Mehr Polizei nach Massenschlägereien – Stadt braucht Hilfe

Brennpunkt Hanau: Mehr Polizei wegen Schlägern – Stadt braucht Hilfe (Symbolbild) dpa/Jens Wolf

Brutale Massenschlägereien in Hanau und dem Main-Kinzig-Kreis beschäftigen die Polizei. Für das Wochenende hat sie bereits angekündigt, in der Hanauer Innenstadt mehr Beamte einzusetzen.

 

Am Donnerstag meldete sie zusammen mit der Staatsanwaltschaft einen Ermittlungserfolg. Nach dem jüngsten, Aufsehen erregenden Vorfall auf dem Freiheitsplatz nahmen Beamte einen 19-jährigen Hanauer fest . Er steht im Verdacht, bei der Schlägerei am vergangenen Freitag mit anderen Gruppenmitgliedern einen Passanten krankenhausreif geschlagen zu haben.

Von dieser Gewalt ist auch die Politik in Hanau alarmiert. Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) formulierte offen seine „Sorge um das Ansehen der Stadt“. Solche Ereignisse sorgten für erhebliche Unruhe in der Bevölkerung und für ein diffuses Gefühl der Verunsicherung.

„Die Polizei muss durchgreifen“

„Wir dürfen uns aber von einigen wenigen nicht die Freiheit nehmen lassen, uns so im öffentlichen Raum zu bewegen, wie wir es wollen“, sagte Kaminsky laut einer Mitteilung der Stadt. Man müsse sich „solidarisch gegen solche Angriffe auf die Stadtgesellschaft und deren friedliches Miteinander stellen“.

Mit Blick auf das Prügel-Problem sagt Axel Weiß-Thiel: „Die Polizei muss durchgreifen. Die Täter sollen die Stärke des Staates zu spüren bekommen. Sie müssen kapieren, dass es Regeln und Gesetze gibt.“ Der SPD-Politiker ist Sozialdezernent in Hanau. Zugleich spricht er auch als Vorsitzender des Sozialausschusses des Hessischen Städtetages.

Massenschlägereien häufen sich

Weiß-Thiel ist „bestürzt“ vom jüngsten Vorfall in Hanau. Der festgenommene 19-Jährige soll zusammen mit weiteren Krawall-Kids einen 38-Jährigen derart verdroschen haben, dass er nun um sein Augenlicht fürchten muss. Nach Polizei-Angaben war er ein Zufallsopfer. Es hätte also fast jeden treffen können, der den Streit suchenden Halbstarken in die Quere kommt.

In Hanau war es am vergangenen Freitag nicht das erste Aufflammen von Aggressionen im öffentlichen Raum. Anfang März hatten sich nach Zeugenaussagen rund 150 aggressive, junge Männer im Schlossgarten neben dem Congress Park versammelt. Die Polizei wurde von besorgten Bürgern gerufen. Zahlreich angerückte Beamte konnte wohl gerade noch verhindern, dass im großen Stil die Fetzen flogen.

Auch andere hessische Städte betroffen

Die Polizei sagte, dass es sich bei den Beteiligten um afghanische Flüchtlinge handele. Sie standen mehreren Hanauern mit Migrationshintergrund gegenüber, unter anderem Türken. Es sei darum gegangen, wer den Platz für sich beanspruchen darf. Deswegen hätten sich einige auch geschlagen, sagte Polizeisprecher Rudi Neu.

Eine Woche später gingen Dutzende gewaltbereite Männer in Gelnhausen aufeinander, einige waren laut Polizei extra aus Hanau angereist. Nach den Vorfällen, sagt Weiß-Thiel, gebe es auch in einigen anderen Städten Hessens Gewaltprobleme. Orte wollte er aber nicht nennen, um weitere Unruhe zu vermeiden.

Über die Altersgruppe

Woher rühren die Schlägereien? „Migrations- und Zuwanderungsbewegungen spielen eine Rolle. Dadurch tritt eine Verschärfung auf. Da sind zum Beispiel auch junge Flüchtlinge ohne Perspektive involviert, die auf anderen Gruppen treffen, die unterschiedlich sozialisiert sind“, sagt Weiß-Thiel.

Verschärfend komme noch das Alter hinzu: „Das sind Personen zwischen der Pubertät und Mitte 20. In der Altersgruppe schlägt das Testosteron voll durch“, sagt Weiß-Thiel.

Stadt bemüht sich um Prävention

Das heißt: Es handelt sich um gewaltbereite junge Männer, die rücksichtslos nach dem Recht des Stärkeren verfahren. Damit denen Einhalt geboten wird, verstärkt die Polizei am Wochenende ihre Präsenz in der Hanauer Innenstadt. „Wir bekommen Verstärkung von der Bereitschaftspolizei. Das sind Kollegen, die sonst bei Großereignissen helfen, aber auch an Brennpunkten Unterstützung leisten.“

Polizeipräsenz soll in Hanau aber nicht auf Dauer die Antwort auf die Umtriebe abenteuerlustiger Schläger sein, die in der Innenstadt herumlungern. „Wir werden uns verstärkt diesem Personenkreis zuwenden müssen“, sagt Weiß-Thiel. Die Stadt engagiere sich jedoch seit Jahren in der Gewaltprävention.

Banger Blick in die Zukunft

„Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Das fängt im Kindergarten an. Aber ab einem bestimmten Zeitpunkt sind die Mittel der Jugend- und Sozialarbeit ausgeschöpft. Dann bekommen wir keinen Zugriff mehr.“

Um sich der betreuungsintensiven Klientel adäquat widmen zu können, benötigten die Kommunen Hilfe. „Wir brauchen mehr Unterstützung vom Land. Es geht um Mitarbeiter und Personalkosten“, sagt Weiß-Thiel. „Veranstaltungen zum Erfahrungsaustausch können wir selbst organisieren.“

Doch bevor langfristige Maßnahmen greifen, blickt auch Weiß-Thiel erst einmal dem kommenden Wochenende entgegen – und der Frage, ob es wieder irgendwo knallt: „Man kann da keine Vorhersagen machen. Ich denke aber schon, dass sich die Bürger Hanaus auch abends sicher in der Innenstadt bewegen können.“ Wer doch in die Bredouille kommen sollte, für den hat Weiß-Thiel einen wichtigen Rat: „Es sollte keiner den Helden spielen. Lieber gleich die Polizei rufen.“

Quelle: Focus

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