Gifhorn Die Einrichtung könnte einen Neubau in einem Südstadt-Baugebiet bekommen.
Eine ambitionierte Idee nimmt Gestalt an: Für den 2015 bei dem von unserer Zeitung initiierten Religionsgipfel geborenen Gedanken eines überkonfessionellen christlich-muslimischen Kindergartens gibt es einen Starttermin: Mit Beginn des neuen Kindergartenjahrs 2017/2018 im August soll der Probebetrieb mit einer Gruppe starten. Anmeldungen sollen über die Stadt möglich sein. Das teilte Martin Wrasmann mit. Der Pastoralreferent der katholischen St.-Altfrid-Gemeinde verhandelt das Projekt federführend mit den Vertretern der Gifhorner Moscheegemeinden und der Dachstiftung Diakonie in Kästorf für die Protestanten.
„Wir beginnen mit einer Kindergartengruppe in den Räumlichkeiten der Krippe Rasselbande der Kindertagesstätte Gifhörnchen im Sonnenweg“, kündigte Wrasmann an.
Für die Stadt bremste Sprecherin Annette Siemer die Erwartungen etwas: „Für die Träger des christlich-muslimischen Kindergartens ist das jetzige Gebäude der Krippe Gifhörnchen eine mögliche Option. Allerdings könnte die Einrichtung erst nach der Inbetriebnahme des neuen Gifhörnchen an der Allerwelle und dem Umzug der Krippe in ihr geplantes Domizil am Sonnenweg einziehen.“ Die Planungen sähen zwar vor, dass die neue Kita an der Allerwelle zum Kindergartenjahr 2017/18 im August bezugsfertig sein wird. Der genaue Einzugstermin hänge jedoch vom Fortschritt der Bauarbeiten ab.
Das neue, zusätzliche Angebot trifft auf eine günstige Bedarfssituation. Kindergartenplätze werden knapp in Gifhorn. Die Stadt wächst. Ganztagsbetreuung schafft Mehrbedarf.
Längst hatte die Stadt den Bau mindestens einer weiteren Tagesstätte vorgesehen. Erst im Baugebiet III. Koppelweg, dann ergänzend im unlängst vorgestellten Quartier Lehmweg Süd an der Osttangente. Allerdings soll die neue Einrichtung anders als die zurzeit im Bau befindliche zentrale Großtagesstätte Gifhörnchen an der Allerwelle nicht von der Stadt selbst errichtet werden. Ein Träger wird gesucht – und wäre für den christlich-muslimischen Kindergarten mit der Dachstiftung Diakonie gefunden. Die Stadt würde dann wie bei anderen freien Trägern wie beispielsweise dem Roten Kreuz Betriebskostenzuschüsse gewähren.
Stadt-Sprecherin Annette Siemer verweist darauf, dass die neue Kita in einem formellen Verfahren vergeben wird: „ Da es in Gifhorn viele unterschiedliche Träger von Kindertagesstätten gibt, plant die Stadt eine Ausschreibung, damit alle Träger die Möglichkeit haben, ihr Interesse am Bau einer neuen Einrichtung geltend zu machen.“
Die Rahmenvereinbarungen für den Betrieb sind Wrasmann zufolge detailreich und unmissverständlich. So sind in den Vertrag alle Gifhorner Moscheegemeinden einbezogen, darunter auch Kurden, Aleviten und Albaner. „Es wird also ausdrücklich kein reiner Ditib-Kindergarten“, sagte Wrasmann mit Blick auf die bekannteste Moschee in der Bahnhofstraße, die zu dem türkisch-islamischen Kulturverein gehört. Alle Partner würden in einem zwölfköpfigen Komitee vertreten sein, in dem für die Stadt und Repräsentanten der verschiedenen Moscheen Sitze reserviert seien.
Das Mittagessen soll in der Einrichtung täglich frisch gekocht werden. Es gelten die muslimischen Speiseregeln. Wrasmann sagt: „Ja, das Essen ist halal. Damit ist es auch gesund.“ Die Feiertage der jeweiligen Konfessionen sollen allen Kindern erklärt und mit Bräuchen gefeiert werden.
Für die evangelische Landeskirche Hannovers sagte Sprecher Johannes Neukirch: „Die geplante Kita ist bisher einmalig. Wir hoffen, wir können die Erfahrungen dieser besonderen konfessionellen und religiösen Zusammenarbeit auswerten und daraus Erkenntnisse für unsere religionspädagogische Arbeit gewinnen.“ Bislang sei in Einrichtungen in der Trägerschaft von Kirchengemeinden oder Kirchenkreisen die religionspädagogische Ausrichtung konfessionell gebunden.
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