Paderborn (WB). Kirchen repräsentieren Kirche. Aber die 3000 Gebäude im Erzbistum Paderborn, von denen die Hälfte denkmalgeschützt ist, verursachen auch enorme Kosten.
Alte Pfarrhäuser werden zu Flüchtlingswohnungen
Allein 1250 Kirchen und Kapellen gibt es im 14.745 Quadratkilometer großen Erzbistum, das sowohl ländliche Räume wie Ostwestfalen-Lippe und das Sauerland als auch Großstädte wie Bielefeld und Dortmund umfasst. Für Betrieb und Erhalt der kirchlichen Immobilien hat das Erzbistum eine Rücklage von derzeit 413 Millionen Euro angelegt.
Unter der Losung »Aufgabe von Gebäuden« wurden vor einiger Zeit die Gemeinden aufgefordert, zu prüfen, ob Gebäude noch benötigt werden oder für andere kirchliche Zwecke umgewandelt werden könnten.
»Die Anforderungen der Menschen haben sich gewandelt. Die Antwort darauf sind neue ›Räume für den Glauben‹, sei es durch Umbau, eine neue Nutzung oder auch als Neubau«, betont Generalvikar Alfons Hardt.
Weil die Zahl der Priester zurückgehe, seien 37 Pfarrhäuser überflüssig geworden, nannte er ein Beispiel. Diese Gebäude seien zum Ende des Jahres 2016 zu Wohnungen für Flüchtlinge umgebaut worden beziehungsweise befänden sich im Umbaustadium.
Bis zu 90 Prozent Zuschuss für Bauarbeiten in den Gemeinden
Eine Handvoll Kirchen wurde bereits abgerissen, aber »die Aufgabe ist nur das allerletzte Mittel«, sagte Hardt. Gefragt seien kleinere Kirchen und flexible Versammlungsräume.
Es wird aber nicht nur um-, sondern auch noch neu gebaut. Ein Beispiel dafür ist die Kapelle der Pfadfinderschaft St. Georg in Rüthen. Ungewöhnliche Wege beschritt das Erzbistum in Hamm: Dort nahm die Herz-Jesu-Kindertagesstätte den Grundriss der ehemaligen Kirche auf.
Bauarbeiten in den Kirchengemeinden bezuschusste das Erzbistum bislang mit 70 Prozent. Die Gemeinden mussten 30 Prozent der Kosten stemmen. Da wird sie die Ankündigung des Generalvikars freuen, dass vom nächsten Jahr an der Zuschuss auf bis zu 90 Prozent erhöht wird.
179,1 Millionen Euro Personalkosten
Nicht nur Immobilien kosten Geld – auch die Altersversorgung der ausgeschiedenen und die Bezahlung der derzeit mehr als 2800 Mitarbeiter. Die Personalkosten sind mit 179,1 Millionen Euro der zweitgrößte Posten.
Das meiste Geld aus den 2016 erzielten Erträgen, nämlich 60 Prozent, ging in die seelsorgerische Arbeit vor Ort in den Kirchengemeinden. Kitas, Schulen und Bildungsstätten erhielten 17 Prozent des Geldes.
Jeden Tag gibt das Erzbistum Paderborn nach eigenen Angaben mehr als eine Million Euro für die kirchlichen Aufgaben aus. Insgesamt erzielte die Erzdiözese 2016 Erträge von 516 Millionen Euro.
Vom Etat des Erzbistums, der sich zu 70 Prozent aus Kirchensteuereinnahmen speist, zu unterscheiden ist der Erzbischöfliche Stuhl. Bischöfe können Vermögen für kirchliche Zwecke erwerben, selbst verwalten und verkaufen. Dieses Vermögen will das Erzbistum in den nächsten Jahren erstmals offenlegen.