Kerpen-Buir/Manheim – Eigentlich sollte es nur ein Besichtigungstermin für die neuen Container am Buirer Sportplatz werden, in denen Flüchtlinge untergebracht werden.
Doch dann entwickelte sich der Termin zu einem eindringlichen Appell an alle Wohnungseigentümer in Kerpen, anerkannten Flüchtlingen preisgünstige Wohnungen zu vermieten. Dafür sorgten Trudel Zimmer und ihre Mitstreiter von dem mit dem Kolpingpreis ausgezeichneten Patenkreis Manheim.
Sie befürchten, dass Flüchtlingsfamilien, die bislang in aufgegebenen Wohnhäusern im alten Manheim untergebracht sind, wieder zurück in Container müssen.
Sobald diese Menschen als Flüchtlinge anerkannt seien, würden sie zwar vom Jobcenter unterstützt. Es sei aber nahezu unmöglich, auf dem freien Wohnungsmarkt Unterkünfte für sie zu finden, weiß Zimmer aus vielen konkreten Erfahrungen: „Auch ich habe den ganzen Tag damit verbracht, um sämtliche Vermittlungsbüros sowie Wohnungsbaugesellschaften von der Liste, die meine Betreuten von einem des Sozialarbeiter erhalten hatten, anzurufen. Entweder war immer besetzt oder der Betreffende nicht erreichbar.“
Unzumutbare Bedingungen
Das Resultat: Keiner wollte an Flüchtlinge, die vom Jobcenter unterstützt werden, vermieten.
Zimmer und ihre Mitstreiter betonten, sie seien nach Jahren der direkten Hilfe „sehr, sehr müde“: „Wir werden keine ehrenamtliche Arbeit in diesen Containern leisten, nicht wegen der Flüchtlinge, sondern wegen der unzumutbaren Bedingungen.“ Sie ruft alle Vermieter in Kerpen auf, „ihre Wohnungen auch Flüchtlingen anzubieten“.
Gleichzeitig forderte sie die Stadt Kerpen auf, mit RWE für die Menschen, die zurzeit in Manheim-alt leben, eine Lösung zu finden sowie die im Bau befindlichen Häuser in Blatzheim, Brüggen und Sindorf für Flüchtlingsfamilien aus Manheim-alt zu öffnen.
Zurzeit gebe es 461 Flüchtlinge in Kerpen, berichtete Ferdi Siepen, Abteilungsleiter Ausländerwesen: „Davon sind 131 in Gemeinschaftsunterkünften in Sindorf und Kerpen untergebracht, 161 in Wohnungen in Manheim-alt und 169 in Wohnungen im ganzen Stadtgebiet.“
Amtsleiter Andreas Comacchio trug weitere Fakten zur Flüchtlingssituation zusammen. Die Container am Sportplatz in Buir seien die letzten in der Stadt geplanten Unterkünfte dieser Art. Je 200 Menschen passten maximal in Sindorf und Kerpen in die Container, 100 seien es in Buir: „Aber wir belegen nicht voll. Der Druck ist nicht mehr so hoch.“
450.000 Euro hat die Buirer Unterkunft gekostet, eine restaurierte Anlage aus dem Kosovo. Mit RWE sei man im Gespräch, aber es gebe noch keine Lösung über Ende 2018 hinaus in Manheim-alt. Auch die Stadt appelliere immer an die Hauseigentümer, Flüchtlingen Wohnungen anzubieten, sagte Comacchio.