Während eines Rettungseinsatzes wurden Sanitäter von mehreren Menschen beschimpft und bedroht. Einem von ihnen wurde sogar ins Gesicht geschlagen – weil den Angreifern der Einsatz zu lange dauerte.
Feuerwehrleute sind bei der Versorgung eines jungen Mannes am Sonntag in Berlin-Kreuzberg angegriffen und verletzt worden. Wie die Feuerwehr per Twitter mitteilte, flüchteten die Rettungskräfte in ihr Einsatzfahrzeug und harrten dort aus, bis die Polizei kam.
Erst danach konnten sich die drei Männer wieder um den Patient kümmern und ihn ins Krankenhaus bringen, wie die Polizei am Montag mitteilte.
Wie der „Tagesspiegel“ berichtet, sind die Sanitäter in der Wohnung, in der der Einsatz stattfand, von anderen Personen bedrängt und bedroht worden. „Der Einsatz ging ihnen zu langsam“, wird ein Sprecher der Feuerwehr zitiert.
#Gewalt und #Angriff gegen #Einsatzkräfte
In #Kreuzberg wurden Einsatzkräfte beim #Rettungsdienst|Einsatz bedroht und verletzt. Sie brachten sich im Einsatzfahrzeug in Sicherheit, bis die @polizeiberlin eintraf. Der Patient wurde erst später in eine Klinik gebracht.— Berliner Feuerwehr (@Berliner_Fw) February 3, 2019
Demnach hätten die Anwesenden nicht verstanden, dass sich die Einsatzkräfte zuerst vor Ort um den Mann kümmern, „zum Beispiel indem sie Vitalwerte überprüfen, Schmerzmittel verabreichen und Ähnliches“, heißt es in dem Bericht. Laut dpa hat es sich um die Familie des Patienten gehandelt. Vor allem der 44 Jahre alte Vater sei mit der Behandlung seines Sohnes nicht einverstanden gewesen. Der Deutschtürke soll angefangen haben, die Helfer zu berdrängen und zu beschimpfen. Als ein weiterer 18-jähriger Sohn hinzukam, eskalierte laut dpa die Situation.
Wie der „Tagesspiegel“ schreibt, hätten die Beschimpfungen derart überhand genommen, dass die Einsatzkräfte in den Krankenwagen flüchten mussten. Zwei weitere Rettungshelfer sowie ein Notarzt, die in der Zwischenzeit eingetroffen waren, wurden dem Bericht zufolge ebenfalls bedroht.
Einem der Sanitäter sei sogar ins Gesichts geschlagen worden. Erst die Polizeibeamten hätten die Situation beruhigen können, wie die Feuerwehr auf Twitter schreibt. Die Polizei ermittelt nun gegen den Vater und den zweiten Sohn wegen tätlichen Angriffs.
Auch die Polizei selbst reagierte am Montag per Twitter auf den Vorfall. „Hey @Berliner_Fw“, schrieb sie, „Folgende Begrüßungsformeln für uns als Idee: Wir kommen, um zu helfen. Es wäre freundlich, wenn Sie uns nicht angreifen“.
Der Berliner Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Norbert Cioma, bemerkte zu dem Vorgang: „Niemand braucht mir erzählen, dass wir übertreiben, wenn wir von einer unerträglichen Gewalt gegen unsere Kollegen sprechen. Wenn Menschen bedroht, attackiert sowie in Gesicht geschlagen werden und sich nur durch die Flucht in den Rettungswagen vor weiteren Angriffen schützen können, hat die Eskalation gegenüber dem Staat und seinen Beschäftigten jede Grenze überschritten.“
In den vergangenen Jahren haben immer wieder Angriffe auf Sanitäter, Feuerwehrleute und Polizisten Schlagzeilen gemacht. Zuletzt kam es in der Silvesternacht in Berlin zu Übergriffen. Aggressive und zum Teil betrunkene Randalierer beschossen und bewarfen Feuerwehrleute mit Raketen und Böllern. Die Hilfsorganisationen beklagen, dass viele Menschen kaum mehr Respekt gegenüber den uniformierten Einsatzkräften haben. Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) forderte kürzlich, derartige Übergriffe müssten „gesellschaftlich geächtet“ werden.