Rund die Hälfte der befragten Erfurter gab bei einer Umfrage an, sich auf dem Anger und am Bahnhof nicht sicher zu fühlen.
Erfurt. Der Anger spaltet. Er gehört zu den „kriminogenen Orten“ Erfurts. Verstärkt ist die Polizei dort unterwegs. Insgesamt kam es im vergangenen Jahr zu 1353 Anzeigen, die Anzahl von Körperverletzungen, Sexualdelikten, Drogendelikten sowie Beleidigung und Sachbeschädigung ist stark gestiegen. Im Bereich der Betäubungsmitteldelikte stieg die Zahl um mehr als 100 Prozent – was durch die erhöhte Präsenz der Polizei und der durchgeführten Kontrollen zu erklären ist.
Geht es nach dem Empfinden der Bürger, so stufen diese den Anger ebenso als nicht sicher ein. Das zumindest sagten 46 Prozent der Befragten in der Wohnungs- und Haushaltserhebung 2018. Diese stellte Ordnungsdezernent Steffen Linnert (SPD) im Ausschuss für öffentliche Ordnung, Sicherheit und Ortsteile vor.
„Die Daten sind die gefühlte Sicherheit, nicht die tatsächliche“, betonte er. Wie die Realität mit Blick auf die Kriminalität aussieht, darüber referierte anschließend Maik Haselow, stellvertretender Leiter der Landespolizeiinspektion Erfurt.
Auf die Frage: „Gibt es in Erfurt Orte, an denen Sie sich derzeit besonders unsicher fühlen?“ nannte fast die Hälfte der Befragten also den Anger und den Hauptbahnhof. Im Gegenzug jedoch nannten 14 Prozent ebenso den Anger – und zwar auf die Frage „Gibt es in Erfurt Orte, an denen Sie sich derzeit besonders sicher fühlen?“ Hier waren Domplatz, Petersberg, Fischmarkt auf Rang 1.
Der Fragebogen war von 1406 Erfurtern im Alter von 18 bis 83 Jahren beantwortet worden. Unterschieden wurde, wo die Menschen leben: städtisch, im Plattenbau und oder dörflich. „Ältere Erfurter fühlen sich unsicherer als die Jüngeren“, sagte Steffen Linnert. „In den Plattenbaugebieten wohnen verstärkt Ältere. Doch auch in den dörflichen Ortsteilen fühlen sich Ältere unsicherer als Jüngere.“ Blickt man indes auf die Statistik, zeigen die Zahlen, dass in Gebieten wie Moskauer Platz, Herrenberg oder Roter Berg der Anteil an Einbrüchen verglichen mit der Altstadt eher gering ist. Die Magdeburger Allee, die wie der Anger zu den „kriminogenen“ Orten Erfurts zählt, wurde in der Erhebung von lediglich 2,3 Prozent als unsicher eingestuft. Laut Polizeistatistik stieg dort allerdings die Zahl der Kapitaldelikte in 2017 um 36,6 Prozent an, die Diebstahlsdelikte um 11 Prozent auf 112.
Eine gute Straßenbeleuchtung und Sauberkeit im öffentlichen Raum könnten nach Meinung der Befragten das Sicherheitsgefühl in der Wohngegend erhöhen. „Wenn sich die Menschen unwohl fühlen, vielleicht das Haus nicht mehr verlassen, müssen wir als Politik handeln, auch wenn es ‚nur‘ Empfindungen sind. So können wir beim Thema Beleuchtung handeln“, meinte Steffen Linnert.
„Angst kann behindernd sein, Gesellschaften, die von Angst geprägt werden, stagnieren, entwickeln sich nicht mehr fort. Hier ist es Aufgabe der Politik, Gefahren nicht zu verschweigen, aber zu schauen, wie man das negative Gefühl überwinden kann.“
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