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Dez 04

Erste Kita verbietet Indianer-Kostüme um Migranten nicht zu stören

Die Kita-Leitung bat in einem Schreiben an die Eltern auf Indianer-Kostüme, wie in diesem Symbolfoto, zu verzichten Foto: imago

Hamburg – In ganz Deutschland feierten Kindergarten-Kinder fröhlich Fasching, verkleideten sich als Astronaut, Prinzessin, Cowboy oder Indianer.

In Hamburg entbrannte eine hitzige Debatte über politisch korrekte Kostüme und ob manche Verkleidungen verletzend sind. Die Kita-Leitung der Elbkinder-Kita im Hamburger Stadtteil Ottensen verschickte rechtzeitig vor dem Rosenmontag ein entsprechendes Schreiben an die Eltern.

Darin wurde darum gebeten, „bei der Auswahl des Kostüms darauf zu achten, dass durch selbiges keine Stereotype bedient werden“. Und: „Beispielsweise möchten wir nicht, dass Kinder als „Indianer“, „Scheich“ oder ähnliches verkleidet sind“.

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Das wiederum ärgert einige Politiker. Die CDU-Abgeordnete Sylvia Pantel findet, wer so etwas fordert, hat den Sinn von Karneval nicht verstanden.

Zu BILD sagte sie: „Wer solche Vorschriften erlässt, hat offensichtlich den Sinn von Karneval nicht verstanden. In diesem Kindergarten geht es nicht mehr um Frohsinn, Leichtigkeit, Spiel und Kreativität, es geht nicht mehr um das Individuum oder um den eigenen Willen und Phantasie. Nein, es soll von außen eine gewisse Standardisierung erfolgen, die ich entschieden ablehne. Warum dürfen Kinder nicht mehr Kinder sein? Ich hoffe, dass die Eltern sich nicht derart bevormunden lassen und dies nicht mit sich machen lassen. Ich würde meine Kinder aus einem solchen Kindergarten herausnehmen. Wie weit sind wir gekommen, wenn Erzieherinnen und Erzieher sich solche Vorstöße anmaßen?“

In dieser Kita in Hamburg-Ottensen sind Indianer-Kostüme nicht erwünscht
In dieser Kita in Hamburg-Ottensen sind Indianer-Kostüme nicht erwünschtFoto: Martin Brinckmann

Wie politisch korrekt muss Fasching denn sein?

Björn Köhler (38), Vorstand für Jugendhilfe bei der Erziehungsgewerkschaft GEW, zu BILD: „Kinder müssen Stereotype verstehen. Man muss mit ihnen sprechen, was dahinter steckt, aber man sollte ihnen den Spaß an diesem einen Karnevalstag nicht verderben.“

Grigorios Aggelidis (53), familienpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, kann die Diskussion überhaupt nicht verstehen: „Es ist völlig weltfremd und absurd, Kindern zu verbieten, sich an Karneval als Indianer zu verkleiden. Kommt jetzt auch Winnetou auf den Index?“

Marcus Weinberg (51), familienpolitischer Sprecher der Unionsfraktion, sagt: „Den Kindern geht es beim Verkleiden doch um Spaß und Kreativität. Und gerade sie sind dabei vorurteilsfrei und unverkrampft.“

Was sagt die Kita?

Auf BILD-Nachfrage teilte die Sprecherin der Elbkinder-Kitas mit: Es gehe darum, keine Kostüme zu wählen, „die auf Rasse oder Zugehörigkeit zu einer ethnischen oder anderen Minderheit Bezug nehmen und zusätzlich negativ konnotiert sind und damit für Teile unserer Elternschaft verletzend sein könnten“.

Aber hätten sich tatsächlich Eltern der Hamburger Kita verletzt gefühlt, wenn ein Kind im Indianerkostüm gekommen wäre? Auf diese Frage erhielt BILD gestern keine Antwort mehr.

Laut „Hamburger Morgenpost“, die zuerst über den Fall berichtete, verwies die Kita auf einen Artikel in der Broschüre „Kids aktuell“, die von der Berliner „Fachstelle Kinderwelten für Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung“ herausgegeben wird – die wird u.a. vom Bundesfamilienministerium gefördert. In der Broschüre heißt es: „Die sogenannten »Indianer« gibt es nicht und gab es nie. Der Begriff wurde im Zuge der Kolonialisierung Nord- und Südamerikas der damaligen Bevölkerung aufgezwungen und steht somit in Zusammenhang mit der brutalen Vernichtung großer Teile dieser Personengruppe.“

Außerdem hätten „Federschmuck und Gesichtsbemalung mehr als eine dekorative Bedeutung“ für „amerikanische Erstbewohner_innen“ – sie als Verkleidung zu benutzen, sei besonders respektlos.

In dem Schreiben, das sich vor allem an Erzieher richtet, werden außerdem Kostüme thematisiert, die problematisch für die Entwicklung der Geschlechterrollen sein könnten – etwa, wenn Jungs als Astronauten oder Superhelden gehen, Mädchen aber als Feen oder Meerjungfrauen. Das bedeute laut „Kids aktuell“ aber: „hübsch, niedlich, hilflos die einen; draufgängerisch, furchtlos, stets kampfbereit die anderen“.

Warum Feen oder Meerjungfrauen mit ihren Zauberkräften niedlich und hilflos sein sollen, wird nicht erklärt, dafür schlagen die Autoren vor, dass Jungs doch auch mal als „Meerjung-Männer“ gehen sollen! Im Gegenzug sollten Eltern ihre Töchter ermutigen, sich an ein Superhelden-Kostüm zu wagen – zur Not verziert durch „einen Glitzerumhang“.

Einen ungewöhnlichen Vorschlag macht der Kölner Kabarettist Fatih Çevikkollu für das garantiert vorurteilsfreie und geschlechterneutrale Kostüm: „Wenn jemand als Zahnpastatube geht – so etwas finde ich super!“

Oder wenn dem Kind Zähneputzen nicht so liegt – auch Senftube kommt infrage…

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Quelle: BILD

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