Junger Asylbewerber beschmiert die Gardinger Kirche und bepöbelt Besucher – der Pastor schaltet die Polizei ein.
Unter ganz besonderen Umständen wurde in Garding diesmal Weihnachten gefeiert. Zu den Gottesdiensten an Heiligabend standen Mitarbeiter eines Wachdienstes am einzigen geöffneten Eingang zur St.-Christian-Kirche mitten auf dem Marktplatz. Außerdem fuhr die Polizei Streife. Sie wird auch bis Mitte Januar bei allen Veranstaltungen in der Kirche präsent sein, wie Pastor Thomas Knippenberg berichtet. So auch am ersten Weihnachtstag und bei der Plattdüütschen Wiehnacht in St. Christian am zweiten Feiertag.
Der Grund: Ein junger Mann hatte die Kirche am dritten Advent mit islamischen Parolen beschmiert. Als ihn ein Bürger dabei entdeckte, bedrohte er diesen, so Pastor Knippenberg. „Daraufhin haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen.“ Der junge Mann habe außerdem Besucher des Sternensingens an jenem Sonntag bepöbelt. Auch mit Pastor Knippenberg habe er sich angelegt.
Hausverbot für die Kirche erteilt
Um zu überlegen, was für die Sicherheit der Bürger getan werden müsste, konferierten in der Woche vor Weihnachten Pastor, Polizei, sozialpsychiatrischer Dienst, Stadt, Kirchenkreis Nordfriesland und die Bischofskanzlei, wie Knippenberg weiter berichtet, der die Schmierereien selbst entfernt hat. Dem jungen Mann wurde Hausverbot für die Kirche und den Kirchenvorplatz erteilt. Für die Heiligabend-Gottesdienste hatte Knippenberg einen professionellen Wachdienst engagiert, da die Polizei auf Eiderstedt nur mit einem Streifenwagen präsent war. „So konnten wir dann relativ entspannt den Gottesdienst feiern.“
Die Vorsichtsmaßnahmen erwiesen sich als richtig: Der junge Mann fand sich nämlich ebenfalls ein, wurde aber erfolgreich des Platzes verwiesen. „Für mich war gut zu spüren, dass wir hier in Garding zusammenstehen“, sagt Pastor Knippenberg mit Blick auf den 24. Dezember. „Die Gardinger haben sich nicht abhalten lassen, zum Gottesdienst zu kommen.“ Und Bischof Gothart Magaard selbst habe Heiligabend angerufen, um Beistand und Fürbitte zu übermitteln. „Ich hoffe, dass nun Frieden einkehrt.“
„Eigentlich leben wir hier in Frieden“, erklärt Bürgermeisterin Andrea Kummerscheidt auf Anfrage. „Die Asylbewerber sind gut integriert.“ Der junge Mann, der aus dem Mittleren Osten stammen soll, lebe ebenfalls als Asylbewerber in der Stadt. Sie habe gehört, dass er unbedingt zurück zu seiner Familie und Garding daher verlassen wolle. Laut sozialpsychiatrischem Dienst habe sein Verhalten nicht ausgereicht, um ihn in Gewahrsam zu nehmen. Andrea Kummerscheidt treibt nun aber noch eine andere Sorge um: „Hoffentlich zieht dieser Vorfall keine Rechtsradikalen nach Garding, die wollen wir hier nicht.“ Die Stadt werde sich zur Hälfte an den Kosten des Wachdienstes beteiligen.
Die Plattdüütsche Wiehnacht verlief ebenfalls ohne Zwischenfälle, wie Pastor Knippenberg erleichtert berichtet. „Die Polizei war präsent, es ist alles gut gegangen.“