Innenstadt – Am Kölner Hauptbahnhof ist es am Montagmittag gegen 12.50 Uhr zu einer Geiselnahme in der Bahnhofsapotheke gekommen. Dort hatte sich ein bewaffneter Mann verschanzt, der eine Frau als Geisel hielt. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen soll der Mann Arabisch gesprochen haben. In seinen Worten soll er einen Bezug zum IS hergestellt haben. Ob es sich tatsächlich um einen Terroristen oder um einen geistig Verwirrten handelt, ist allerdings unklar.
Ein Großaufgebot an Polizei und SEK evakuierte daraufhin den Bahnhof und sperrte ihn weitläufig ab. Gegen 15 Uhr griffen die Beamten in der Apotheke zu und brachten den Täter unter Kontrolle. Der Mann soll kurz davor damit gedroht haben, sich und die Geisel anzuzünden. Er wurde beim Zugriff schwerst verletzt und musste reanimiert werden. Es ist unklar, ob er überlebt.
Vor dem Zugriff der Polizei waren zwei Detonationen zu hören. Laut der Nachrichtenagentur afp handelte es sich dabei um zwei Blendgranaten, die von den Beamten eingesetzt wurden. Die Explosionen waren auf dem Breslauer Platz auf der Bahnhofsrückseite deutlich zu hörbar. Auch nach der Überwältigung des Täters bleibt der Bereich um den Kölner Hauptbahnhof gesperrt, um nach weiteren möglichen Gefahrenquellen zu suchen. Die Polizei betonte, dies sei eine reine Routinemaßnahme und bittet darum, den Bereich weiträumig zu meiden.
Am frühen Nachmittag wurde außerdem ein verletztes Mädchen ins Krankenhaus gebracht. Die Polizei berichtet, der mutmaßliche Geiselnehmer habe das Mädchen im McDonalds in der Nähe der Apotheke mit Feuer am Bein verletzt haben. Wie schwer ihre Verletzungen sind, ist noch nicht geklärt.
Eine Augenzeugin berichtete dem „Kölner Stadt-Anzeiger”, dass sie am Mittag auf dem Breslauer Platz ein Telefongespräch geführt und plötzlich „hysterische Schreie” gehört habe. Zwei Mädchen seien aus dem McDonalds-Café am Breslauer Platz herausgerannt. „Ein Mädchen rannte um sein Leben.“. Ein Fuß der Jugendlichen habe gebrannt, die Flammen seien bis zur Hüfte hochgeschlagen. Ein Passant sei zur Hilfe geeilt und habe dem Mädchen den brennenden Schuh vom Fuß gezogen, danach sei jemand aus der Apotheke am Breslauer Platz hinzugekommen und habe Erste Hilfe geleistet. Im Café habe es gebrannt.
Weitere Informationen will die Polizei auf einer Pressekonferenz ab 19 Uhr bekanntgeben.
Zeugen hatten mittags die Polizei gerufen und berichtet, sie hätten Schüsse gehört. Daraufhin waren die Beamten zum Hauptbahnhof ausgerückt. Ob tatsächlich Schüsse gefallen sind, kann die Polizei bislang nicht bestätigen.
Zur Klärung der genauen Abläufe hat die Polizei Köln ein Hinweisportal geschaltet. Zeugen werden gebeten, unter nrw.hinweisportal.de Fotos und Videos hochzuladen, die in möglichem Zusammenhang mit dem Tatgeschehen rund um die Geiselnahme stehen könnten.
Zugausfälle und Verspätungen bei der Bahn
Der Zugverkehr am Kölner Hauptbahnhof wurde für die Dauer des Polizeieinsatzes komplett eingestellt. Es ist im Tagesverlauf weiterhin mit heftigen Zugverspätungen zu rechnen.
Der Breslauer Platz und Bahnhofsvorplatz wurden ebenfalls gesperrt, viele Menschen hielten sich während des Polizeieinsatzes entlang und vor den Domtreppen auf. (red)