Im vergangenen Herbst soll ein 31-Jähriger in Köln seine Ehefrau misshandelt und sie als Geisel genommen haben. Nun steht er vor Gericht – und schweigt zu den Vorwürfen.
Eigentlich sollte Ercan I. (Name geändert) am Montagmorgen in Hand- und Fußfesseln in Saal 23 des Kölner Landgerichts geführt werden – doch offenbar hatte er zuletzt nicht mehr den Eindruck gemacht, dass das notwendig ist. Die Vorsitzende Richterin der 14. Großen Strafkammer hatte eine entsprechende Mitteilung noch auf dem Tisch, die beiden Justizbeamten im Saal versicherten aber, dass der Angeklagte keine Probleme machen würde.
Der 31-Jährige ist wegen Geiselnahme und Brandstiftung angeklagt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, in der Nacht auf den 20. November vergangenen Jahres die Wohnungstür seiner Schwiegermutter in Köln eingetreten zu haben. Dorthin war seine Frau geflüchtet, nachdem es immer wieder heftigen Streit zwischen dem Ehepaar gegeben haben soll. Allein am 19. November musste die Polizei dreimal anrücken, weil Ercan I. seine Frau angegriffen haben soll. Wegen häuslicher Gewalt erteilten die Beamten ihm damals einen Platzverweis und untersagten ihm, sich der Wohnung oder seiner Frau zu nähern.
Messer und Bombenattrappe
Um 5 Uhr früh soll er seine Frau dann in der Wohnung der Mutter als Geisel genommen und sich mit ihr in der Küche verbarrikadiert haben. Dazu warf er einen Kühlschrank um und schob ihn vor die Tür. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er mehrmals „Ich bringe dich um“ gesagt und seiner Frau ein Messer an den Hals gehalten hat. Immer wieder soll er sie dabei gefragt haben, warum sie am Vortag die Polizei gerufen habe.
Er hatte eine Bombenattrappe bei sich, die er aus sieben Handys, Kabeln und Klebeband zusammengebastelt haben soll. Mehrere Polizisten schafften es zunächst nicht, ihn zur Vernunft zu bringen. Der 31-Jährige forderte erst einen Türkisch sprechenden Polizeibeamten, ließ sich aber auch von ihm nicht zum Aufgeben bewegen. 50 Minuten später schaffte die Frau es in einem Moment der Unaufmerksamkeit ihres Mannes, die Tür zu öffnen und aus der Küche zu rennen.
In der JVA Feuer gelegt
Etwa sechs Wochen nach der Tat soll der Angeklagte in der JVA Köln einen Schrank in seiner Zelle und eine Matratze angezündet haben. Ein Justizvollzugsbeamter entdeckte das Feuer rechtzeitig, löschte es mit einem Kollegen und alarmierte die Feuerwehr. „Wir mussten ihn damals wegen Suizidgefahr alle 15 Minuten kontrollieren“, sagte der Beamte im Zeugenstand. Zweimal soll Ercan I. versucht haben, sich nach seiner Festnahme das Leben zu nehmen.
Am ersten Prozesstag schwieg er zu den Tatvorwürfen und wollte auch keine Angaben zu seinem Lebenslauf machen. Seine Frau muss am Dienstag als Zeugin aussagen. Ein Urteil wird für den 26. September erwartet.