Vor dem Landgericht Hannover hat am Dienstag der Prozess gegen zwei Jugendliche aus Syrien begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem älteren der Teenager unter anderem versuchten Totschlag vor.
Der jüngere Angeklagte muss sich wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Der 17-jährige Hauptangeklagte soll im März nach einem Streit in einem Supermarkt in Großburgwedel (Region Hannover) eine 24-Jährige mit einem Messer schwer verletzt haben. Der 14-Jährige habe die Tat gestanden, sagte ein Gerichtssprecher zu NDR 1 Niedersachsen. Der 17-Jährige habe zwar den Ablauf bestätigt, jedoch nicht gestanden, dass er die junge Frau mit dem Messer attackiert habe. Er könne sich nicht mehr genau an alles erinnern, sagte er dem Gerichtssprecher zufolge.
Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit
Der Prozess findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, weil beide Angeklagten noch minderjährig sind. Im Laufe des Tages hätten mehrere Zeugen ausgesagt, unter anderem die beiden Opfer des Angriffs. Die junge Frau habe unter Tränen ausgesagt. Sie erlitt bei dem Angriff lebensgefährliche Verletzungen und lag anschließend tagelang im Koma. Der Messerstich verletzte Leber, Magen, Bauchspeicheldrüse, Niere und Darm. „Ihre Milz und ein Teil der Bauchspeicheldrüse mussten entfernt werden“, sagte der Anwalt der Frau, Dimitrios Kotios. Sie müsse noch heute Schmerzmittel nehmen und leide auch psychisch unter den Folgen der Tat.
Opfer lag im Koma
Laut Gericht sollen der damals 14-jährige Angeklagte und sein 13 Jahre alter Cousin – der nicht vor Gericht steht – in einem Supermarkt gerangelt haben. Das spätere Opfer und deren Freund sprachen die Jugendlichen daraufhin an und baten sie, etwas respektvoller zu sein. Daraufhin holten die beiden laut Gericht den 17-jährigen Verwandten, der dann später, außerhalb des Ladens, mit den beiden anderen den Lebensgefährten der Frau mehrfach mit der Faust ins Gesicht und an den Oberkörper geschlagen haben sollen. Außerdem wird dem 17-Jährigen vorgeworfen, ein Messer gegriffen zu haben, um den Lebensgefährten anzugreifen. „Als sie das Messer sah, hatte sie Angst, dass ihr Lebensgefährte getötet würde, und ging dazwischen“, sagte Kotios. Zwei weitere Verhandlungstage sind für Mitte September angesetzt, dann wird auch ein Urteil erwartet.