Winfried Kretschmann sieht keinen Grund für einen Rücktritt von Kanzlerin Angela Merkel. Sie mache das richtige Krisenmanagement in Asylfragen, sagte er in einem Interview. Merkel bewahre „einen kühlen Kopf“.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann zeigt sich mit der Kanzlerschaft von Angela Merkel (CDU) zufrieden. Spekulationen über einen Rückzug der CDU-Vorsitzenden vor Ablauf der Wahlperiode hält der Grünen-Politiker für verfrüht. „Es gibt gar keinen Grund, dass sie jetzt gehen soll, sondern es gibt allen Grund, dass sie jetzt erst einmal bleibt und sieht, dass die große Koalition irgendetwas hinbekommt“, sagte er der „Rheinischen Post“.
Sie mache das richtige Krisenmanagement in Asylfragen, beim Handelsstreit, bei der Terrorbekämpfung – auch wenn es nur kleine Schritte seien. „Ich bin ganz froh, dass Angela Merkel Kanzlerin ist, weil sie einen kühlen Kopf bewahrt und rumtelefoniert mit allen relevanten Partnern, bis ihr das Ohr abfällt.“
Vielleicht sei ein selbstbestimmter Abschied von der Politik, wie Merkel ihn nach früheren Angaben anstrebt, auch gar nicht möglich. „Es ist naiv zu glauben, dass Politiker immer frei gehen können. Man muss auch damit in der Politik verantwortlich umgehen. Es kann Situationen geben, da ist große Erfahrung besonders erforderlich, und man kann nicht einfach gehen.“
Im Mordfall Susanna hatte der AfD-Bundesvorsitzende Jörg Meuthen Forderungen aus seiner Partei nach einem Rücktritt der Bundeskanzlerin unterstützt. In einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ sagte Meuthen: „Angesichts dessen, was Frau Merkel für unser Land und seine Menschen mit ihrer katastrophalen Flüchtlingspolitik an Schaden angerichtet hat, ist die Forderung nach ihrem sofortigen Rücktritt überfällig und zwingend geboten.“
„Nicht in Pattex gebadet“
Ministerpräsident Kretschmann sagte in dem Interview zum Thema Rücktritt, er selbst werde in etwa zwei Jahren entscheiden, ob er noch mal antrete oder nicht oder ob er vor Ende der Legislaturperiode aufhöre. „Weder bin ich amtsmüde, noch habe ich in Pattex gebadet!“
Kretschmann sprach auch über mögliche Koalitionspartner. Auf die Frage, ob nach den sinkenden Umfragewerten der SPD nun die Union der natürliche Partner der Grünen sei, sagte er: „Nein, die Union ist nicht unser natürlicher Partner.“ Auf die Frage, ob die Union aber der realistische Partner sei, sagt er: „So kann man das sehen.“
Ob dies auch für Hessen und Bayern gelte, wo in diesem Jahr noch gewählt wird, sagt der 2011 zum ersten grünen Ministerpräsidenten gewählte Kretschmann, dass die „demokratischen Parteien mehr als je zuvor miteinander koalitionsfähig“ sein müssen. „Sich einen Lieblingspartner auszusuchen ist die Welt von gestern.“