Experten warnen vor einer Herkulesaufgabe. Die Integration könne noch Jahre dauern.
Hannover. Dramatische Zunahme von arbeitslosen Flüchtlingen: In Niedersachsen suchen aktuell mehr als 21 300 Flüchtlinge vor allem aus Syrien, Afghanistan, Iran, Irak und Afrika einen Job – ein Plus von 7600 oder 55 Prozent gegenüber dem letzten Jahr. Anerkannte Asylbewerber mit positivem Bescheid vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge dürfen Arbeit suchen. „Die Integration bleibt eine Herkulesaufgabe über Jahre hinaus und kann auch mit Scheitern verbunden sein“, sagte Bärbel Höltzen-Schoh von der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Montag.
Viele Flüchtlinge bringen denkbar schlechte Voraussetzungen für Jobs in Niedersachsen mit, obwohl 36 Prozent jünger als 30 Jahre sind
Aber die große Mehrheit besitzt keine oder nur eine geringe Schulbildung, hat weder Qualifikationen noch Zertifikate. Nur 15 Prozent der Flüchtlinge verfügen über annähernd ausreichende Kenntnisse als Fachkraft und nur 3 Prozent über eine Hochschulausbildung. „Fehlende Sprache und Qualifikationen waren und sind Hürden“, räumt Höltzen-Schoh ohne Beschönigung ein. Gerade zur Hochzeit der Flüchtlingskrise sei man nicht nur an Grenzen gestoßen. Doch es gebe auch Erfolgsgeschichten. Schon 9300 Flüchtlinge haben reguläre Jobs gefunden vor allem als Kräfte in Hotels, für Reinigung, im Handel und im Straßenbau.
Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) hebt ebenso die großen Erfolge beim Spracherwerb hervor. Viele Flüchtlingskinder hätten das Niveau für den Regelunterricht geschafft, so Heiligenstadt, die jedoch noch mehr Koordination im Alltag anmahnt. So seien Gremien notwendig für die Schulzuweisungen von Kindern. Um Jobsuchenden zu helfen, müsse es „örtliche Koordinierungskreise mit allen Akteuren geben“.