Bielefeld/Gütersloh/Herford – Bereits am frühen Sonntagmorgen gegen 6.15 Uhr wurden die Gütersloherin Linda Cariglia (20) und die Rietbergerin Karolina Smaga (21) nach einer Partynacht zu Heldinnen. Die jungen Frauen konnten eine Vergewaltigung verhindern, obwohl der Täter ein Messer gezogen hatte.
Die beiden Auszubildenden eines Supermarktes bemerkten Sonntagfrüh, wie ein Mann versuchte, eine junge Frau zu vergewaltigen, wie die Neue Westfälische berichtet. Die Tat ereignete sich an der Mindener Straße nahe der Eisenbahnbrücke.
Der Täter hat, laut Polizeisprecher Michael Kötter, das Opfer von hinten zu Boden gedrückt und in ein Gebüsch gezerrt.
Die beiden mutigen Heldinnen sind genau zu diesem Zeitpunkt an dem äußerst lichten Busch vorbeigekommen und direkt eingeschritten. Linda Cariglia erinnert sich: „Man konnte ihr ansehen, dass sie das nicht wollte.“ Ihre Freundin Karolina Smaga erkundigte sich bei dem Opfer, ob sie das möchte. Die eindeutigen Hilferufe konnten die beiden Mädchen nicht ignorieren.
Smaga, die nur 1,57 Meter groß ist, ergriff sofort die Partei des Opfers und machte lautstark auf die versuchte Vergewaltigung aufmerksam. Sie schubste den Mann von seinem Opfer runter und rettete das Mädchen. Cariglia kümmerte sich um das Opfer und telefonierte zeitgleich mit der Polizei.
Der Täter zeigte sich nicht sonderlich beeindruckt und schlug der 21-jährigen Smaga ins Gesicht.
Als der Mann auch noch Cariglia das Telefon aus der Hand riss, zeigte sich das Temperament der 1,70 Meter großen Italienerin und sie attackierte den Täter. Dass beide Frauen gegen einen großgewachsenen Mann eigentlich keine Chance haben, spielte in diesem Moment keine Rolle. Dieser sah nur noch einen Ausweg und flüchtete.
Die Verfolgung nahm Karolina Smaga auf, die auf ihren High Heels den Flüchtenden in Richtung Emil-Groß-Platz folgte. Sie sagt selbst, sie wollte den Sexualstraftäter aufhalten und „verhindern, dass er damit davonkommt.“
Die Gefahr war jedoch noch lange nicht vorüber, der Mann hatte auf einem Parkplatz an der Elsa-Brandström-Straße ein Fahrrad versteckt, wie die Neue Westfälische berichtete. Er versuchte über eine Hinterhofmauer zu fliehen und kletterte gerade über die Mauer, als Smaga ihn zu Boden riss. Daraufhin zog der Täter ein Klappmesser und verletze die Polin leicht am Finger. Smaga wurde die Gefahr wohl erst in diesem Moment bewusst und sie ließ den Mann ziehen.
Dieser konnte weniger später von der eintreffenden Polizei am Jahnplatz festgenommen werden. Die Aussagen der mutigen Zeugen halfen bei der Festnahme, so Polizeisprecher Kötter. Der Täter wurde am Montag in Untersuchungshaft gesetzt und war polizeilich vorher „eher unauffällig“, der 25-jährige Marokkaner lebte in einer Herforder Flüchtlingsunterkunft.
Im Rückblick auf das Geschehen resümieren die Heldinnen Smaga und Cariglia noch einmal die Gefahr, der sie sich ausgesetzt hatten. „Ich war so darauf konzentriert, diesen Typen aufzuhalten, dass ich nicht über die Gefahr nachgedacht habe“, so Smaga.
Seit Sonntag beherrscht das Ereignis die Gedanken der Frauen, vor allem, dass die Beiden lautstark um Hilfe gerufen haben und die Gruppe Männer in der Nähe keinerlei Anstalten gemacht hatte in irgendeiner Weise zu helfen. Für die Auszubildenden, die von der Polizei als Heldinnen gefeiert wurden, war das selbstverständlich: „Wir nennen das Zivilcourage.“