Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner schlägt den Einsatz von Asylbewerbern auf deutschen Feldern vor. Sie sollen den Wegfall von Saisonarbeitskräften abfedern. Sie fordert, ihnen die Arbeitsaufnahme zu erlauben.
Um den akuten Mangel an osteuropäischen Saisonarbeitskräften in der Landwirtschaft abzumildern, schlägt Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) den Einsatz von Asylbewerbern vor.
„Eine weitere Option zur Unterstützung landwirtschaftlicher Betriebe könnte sein, Personen, die in Deutschland Asyl beantragt haben, aber nicht über eine Arbeitserlaubnis verfügen, kurzfristig eine Arbeitsaufnahme in der Landwirtschaft zu ermöglichen“, heißt es in einem Brief der CDU-Politikerin an Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), der dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.
„Der ein oder andere aus sicheren Herkunftsländern wie Albanien, Bosnien und Herzegowina, dem Kosovo, aus Nordmazedonien, Montenegro, Serbien oder auch dem Senegal könnte durchaus Interesse an der Arbeit in der Landwirtschaft haben“, schreibt Klöckner. Sie schlägt vor: „Das Arbeitsverbot könnte ja nicht generell, sondern zeitlich befristet aufgehoben werden.“ Hierzu habe sie bereits mit Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) Kontakt aufgenommen.
Klöckner: Auch arbeitslose Selbstständige könnten Interesse haben
Klöckner empfiehlt überdies zu prüfen, ob einheimische Arbeitskräfte, die nun auf Kurzarbeitergeld angewiesen sind, und Selbstständige in Kleinstbetrieben, die derzeit keine Einkünfte erzielen, Interesse an einer vorübergehenden Tätigkeit in der Land- und Ernährungswirtschaft haben.
Auch der Bauernverband ist um Ersatz für osteuropäische Saisonarbeiter bemüht, die aufgrund der Grenzschließungen im Zuge der Corona-Epidemie nicht nach Deutschland einreisen können. „Es sind alle willkommen, die uns Bauern unterstützen wollen und können – egal aus welcher Branche sie kommen“, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied dem RND.
Jede Hand werde benötigt – nicht nur für Saisonprodukte wie Spargel: „Wir brauchen die Helfer beispielsweise beim Auspflanzen von Gemüse, bei der Pflege unserer Kulturpflanzen und natürlich bei der Ernte. Auch in den Ställen, etwa beim Melken, sind diese Unterstützer notwendig“, so Rukwied. Auf der Internetseite www.Saisonarbeit-in-Deutschland.de sollen Bauern und interessierte Saisonarbeiter zusammenfinden.
Der Deutsche Bauernverband (DBV) hatte angesichts der Grenzschließungen wegen der Corona-Pandemie vor einem akuten Mangel an Erntehelfern aus dem Ausland gewarnt. Die meisten Saisonarbeitskräfte auf deutschen Feldern kommen aus Rumänien und Polen.
Zuvor hatte sich schon der CDU-Innenpolitiker Mathias Middelberg für Flüchtlinge als Erntehelfer ausgesprochen. „Gegenwärtig stehen in Deutschland über 600.000 Personen aus den wesentlichen Asylherkunftsländern dem Arbeitsmarkt unmittelbar zur Verfügung“, erklärte der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion. In dieser Lage sollten die regionalen Jobagenturen jetzt verstärkt die Integration anerkannter Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt vorantreiben.