Tatort U-Bahn: Ein schizophrener Mann (22) schlägt am U-Bahnhof Untersbergstraße wahllos auf eine Passantinnen ein. 15 Minuten liegt die 33-Jährige in ihrer Blutlache.
München – Eva R. (33, Name geändert) hat den Mann, der sie so übel zugerichtet hat, nicht einmal richtig sehen können. Als sie von den Richtern der 8. Strafkammer gefragt wird, ob sie den Mann auf der Anklagebank wieder erkennen kann, antwortet die 33-jährige Servicekraft mit „Nein“.
Den 21. Februar hat sie ansonsten noch allzu gut im Gedächtnis. An diesem Samstagabend wollte sie im U-Bahnhof Untersbergstraße noch etwas zu trinken kaufen, erzählte sie beim Prozessauftakt am Dienstag. Sie fuhr also im Sperrengeschoss mit der Rolltreppe runter. Dann plötzlich und ohne Vorwarnung hagelten Schläge auf die junge Frau ein. „Ich hatte kurz vorher zwei Frauen weglaufen sehen“, erinnert sie sich. Wovor und warum, wusste sie nicht. Bis sie den ersten Schlag spürt.
Er schlägt ihr den Kopf mit voller Wucht gegen die Rolltreppe
„Der Mann hat von oben nach unten auf mich eingeschlagen“, erklärt sie und steht auf, um dem Gericht die Art der Schläge zu demonstrieren. Ahmet S. soll ihr mehrmals ins Gesicht geschlagen haben. Dann schlug er der inzwischen knieenden Frau den Kopf mit voller Wucht gegen die Seitenwand der Rolltreppe. Blutüberströmt brach sie am Ende der Rolltreppe zusammen. Zeugen berichten, dass sie gesehen haben, wie die junge Frau in einer Blutlache lag und versuchte aufzustehen.
Auch Eva R. erinnert sich daran, wie sie sich das Blut aus den Augen wischte und immer wieder versuchte hochzukommen, es aber nicht schaffte. 15 Minuten hätten die Qualen gedauert, sagt sie aus. So lang ist es ihr zumindest vorgekommen. Zwei Passanten überwältigen schließlich den Rasenden.
Im Krankenhaus stellten die Ärzte bei Eva R. eine Trümmerfraktur der Nase, mehrere Platzwunden im Gesicht, ein Hämatom unter dem linken Auge, Schwellungen am Kopf und eine offene Wunde am Hinterkopf fest.
Eva R. war nicht sein einziges Opfer
Ihr Peiniger leidet laut Staatsanwaltschaft an paranoider Schizophrenie und soll dauerhaft in der Psychiatrie untergebracht werden. Von ihm gehe weiter eine Gefahr für die Allgemeinheit aus.
Eva R. war an diesem Abend nicht sein einziges Opfer. Laut Antragsschrift hatte Ahmet S. eine weitere Passantin in den Rücken geschlagen. Die suchte bei einer Zeugin Hilfe. Doch der Mann ließ sich nicht aufhalten, er schlug erneut zu. Sie habe versucht, den aggressiven Mann zu beruhigen, berichtet die Zeugin am Dienstag vor Gericht. „Er hatte so einen irren Blick“, sagt sie.
Ahmet S. selbst erinnert sich, dass er an diesem Abend am U-Bahnhof Freunde traf. Er will dann eine Zigarette bekommen und geraucht haben, in der eine Droge gewesen sein soll. Das habe ihn wütend gemacht.
Ahmet S. entschuldigt sich bei seinem Opfer. Und Eva R. ist inzwischen psychisch so weit, dass sie die Entschuldigung auch annimmt.