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Jun 04

Marek Lieberberg Von Rock Am Ring: Er will Muslime gegen Terror demonstrieren sehen

Bewegt: Rock-am-Ring-Veranstalter Marek Lieberberg am Samstag bei einer Pressekonferenz
Bild: Thomas Frey/dpa

Terroralarm beim Rockfestival: Mit einer wütenden Rede hat der 71-jährige „Rock-am-Ring“-Veranstalter für Diskussionen gesorgt. Seine Kritik an Muslimen hat Lieberberg am Abend nochmals verteidigt.

Frankfurt. Nach der Fortsetzung des Musikfestivals „Rock am Ring“, das wegen Terroralarms am Freitagabend unterbrochen wurde, hat Veranstalter Marek Lieberberg seine Kritik an Muslimen verteidigt. „Ich erwarte von allen Beteiligten eine eindeutige Gegnerschaft zu Gewalt und Terror. Nach meiner Wahrnehmung haben es die Menschen muslimischen Glaubens bisher leider weitgehend versäumt, dies auch in entsprechenden Demonstrationen zu artikuliere“, sagte Lieberberg der „Süddeutschen Zeitung“. Der 71-Jährige hatte in einer sehr emotionalen Erklärung unmittelbar nach der Evakuierung des Festivalgeländes unter anderem gesagt: „Ich möchte endlich mal Demos sehen, die sich gegen die Gewalttäter richten. Ich hab“ bisher noch keine Moslems gesehen, die zu Zehntausenden auf die Straße gegangen sind und gesagt haben: Was macht ihr da eigentlich?“

Für diese Äußerung wurde er kritisiert, erhielt aber auch Lob etwa von der AfD. „Keiner ist davor gefeit, von der falschen Seite vereinnahmt zu werden“, sagte Lieberberg der „Bild am Sonntag“. „Ich erwarte jedoch von allen Beteiligten, eine eindeutige Gegnerschaft zu Gewalt und Terror. Nach meiner Wahrnehmung haben es die Menschen muslimischen Glaubens bisher leider weitgehend versäumt, dies auch in Demonstrationen zu artikulieren.“ Zur Zukunft von „Rock am Ring“ sagte Lieberberg: „Die Bedeutung der Musikkultur in unserer Gesellschaft wächst und die Menschen wollen und werden sich die Freiheit nicht nehmen lassen.“

Kaum ein Star der internationalen Musikszene ist in den vergangenen Jahrzehnten an Marek Lieberberg vorbeigekommen. Der inzwischen 71-Jährige zählt zu den bekanntesten und profiliertesten Konzertveranstaltern der Branche. Er ist bekannt dafür, dass er kein offenes und direktes Wort scheut – und mit Leidenschaft für seine Positionen streitet.

Mit ihm arbeiten Madonna, Metallica und der Boss

Madonna, Bon Jovi, Depeche Mode, Guns N’ Roses, Metallica, Bruce Springsteen, Pink Floyd – die Liste der Stars und Gruppen, mit denen Lieberberg schon zusammengearbeitet hat, ließe sich noch um zahlreiche illustre Namen verlängern. Auch das 1985 erstmals veranstaltete Festival „Rock am Ring“ am Nürburgring ist ein Kind Lieberbergs. Für Rockfans ist es längst Kult geworden.

Dass der Musikpromoter ein streitbarer Mann sein kann, wird nach der Unterbrechung von „Rock am Ring“ am Freitagabend deutlich. Sichtlich aufgebracht und angefressen macht er vor Journalisten seinem Ärger und seiner Fassungslosigkeit Luft.

Schon vor knapp zwei Wochen war Lieberberg indirekt vom Terror betroffen: Nach dem Anschlag bei ihrem Konzert in Manchester sagte US-Popstar Ariana Grande die nächsten Auftritte ab. Ihr einziges Deutschland-Konzert war für den 3. Juni in Frankfurt am Main geplant – Veranstalter: die Lieberberg-Firma Live Nation. Und auch im vergangenen Jahr war „Rock am Ring“ schon abgebrochen worden, wegen Blitzschlägen und zahlreichen Verletzten.

Wutrede bei „Rock am Ring“ gegen „diese Gewalttäter“

Zwar trägt der Promotor am Freitagabend die Entscheidung mit, dass das Festivalgelände mit Zehntausenden Fans wegen Terrorgefahr geräumt wird. Aber so ganz nachvollziehen kann er die Bewertung der Sicherheitsbehörden nicht, das wird schnell deutlich. „Warum sind wir die Prügelknaben für die Situation?“, fragt Lieberberg. Dann redet er sich in Rage, fordert Muslime zu Demos gegen „diese Gewalttäter“ auf. Zugleich wird er sehr emotional: „Ich fühle mich entsetzlich leer und ausgepowert.“

Am Tag danach, als die Entscheidung feststeht, dass das Festival weitergeht, zeigt sich Lieberberg erleichtert und schlägt versöhnliche Töne an. Er dankt auch der Polizei, lobt aber vor allem das besonnene Verhalten der Fans. Geduldig und trotz kurzer Nacht beantwortet er die Fragen der Journalisten. Seine Augen hat er hinter einer Sonnenbrille versteckt.

Von seiner nach ihm benannten Konzertagentur hat sich Lieberberg vor zwei Jahren zurückgezogen. Mit seinem Sohn André, einem seiner drei Söhne, wechselte er zur Agentur Live Nation Concerts Germany. Er ist aber der Macher für „Rock am Ring“ geblieben.

Alles begann mit „The Who“ in Münster

Der gebürtige Frankfurter, dessen jüdische Eltern den Holocaust überlebt hatten, hat zunächst als Journalist gearbeitet und erst später angefangen, Konzerte zu veranstalten. Gemeinsam mit Marcel Avram gründete Lieberberg 1970 die Konzertagentur Mama Concerts. Das erste Konzert war ein Auftritt der Gruppe The Who in Münster.

Eine wilde Zeit, wie sich Lieberberg einst erinnerte. Den Who-Schlagzeuger Keith Moon musste er im Hotel von einem Kronleuchter holen. „Hotelgäste kreischten“, berichtete Lieberberg in der „Süddeutschen Zeitung“. „Keith brüllte: „Marek, it“s fucking great in Germany, I love it!“ Übernachten konnten sie in dem Hotel dann nicht mehr.

Mit dem Terroralarm bei „Rock am Ring“ ist eine weitere, ernste statt lustige Anekdote in Lieberbergs langer Karriere hinzugekommen. Es dürfte eine sein, auf die er gerne verzichtet hätte.

Quelle: NWZ Online

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