Familien aus Südosteuropa erhielten in Krefeld für rund 90 Kinder Kindergeld, die gar nicht in der Stadt lebten – und das möglicherweise jahrelang. Der Schaden geht in die Millionen.
Das berichtet die „Rheinische Post“ vom Dienstag unter Berufung auf Sicherheitskreise. Demnach fanden bereits vor einem halben Jahr Durchsuchungen statt.
Die Ermittler waren den Sozialleistungsbetrügern, die vornehmlich aus Rumänen und Bulgarien stammen, durch eine umfassende Auswertung von Daten auf die Spur gekommen, die verschiedene städtische Krefelder Ämter wie das Jugend- und Schulamt sowie das örtliche Jobcenter zusammengetragen haben, so der Bericht.
Gemeldete Kinder nicht mehr vor Ort
Auch Krefelds Oberbürgermeister, Familienkasse und Staatsanwaltschaft sollen unmittelbar in die Ermittlungen eingebunden gewesen sein. Aufgrund dieser Datenbasis führte die Polizei Kontrollen durch, bei denen festgestellt worden sein soll, dass die gemeldeten Kinder gar nicht mehr vor Ort waren, wie Recherchen der „Rheinischen Post“ ergaben.
Die Ermittlungen werden aus bislang unbekannten Gründen nach wie vor nicht öffentlich gemacht werden. Es werde darüber spekuliert, dass die Auswertung der Daten sehr lange gedauert haben könnte, so die „RP“.
Auch andere Städte betroffen?
Ob sich das, was in Krefeld geschehen ist, möglicherweise auch in anderen Städten abgespielt hat, muss die Zukunft zeigen, heiße es aus informierten Kreisen. Eine Sprecherin der Stadt Krefeld sagte der Zeitung, dass der Einsatz vom nordrhein-westfälischen Landeskriminalamt durchgeführt worden sei und die statistische Erhebung bei der Polizei Krefeld liege. „Die Stadt kann dazu keine Informationen geben.“
Die Polizei Krefeld verwies auf das Innenministerium. Dort bestätigte man die Durchsuchungen. „Es gab eine gemeinsame Aktion von Polizei und Stadt Krefeld im Zusammenhang mit Kindergeldzahlungen. Dabei wurden Kinder, die eigentlich dort sein sollten, nicht angetroffen“, sagte eine Sprecherin des Innenministeriums der „RP“.
33-jährige Rumänin erschlich sich in Duisburg Zehntausende Euro
Erst Anfang Dezember hatte die Bundespolizei am Düsseldorfer Flughafen eine Frau erwischt, die Zehntausende Euro Kindergeld erschlichen haben soll. Die Polizisten stellten bei der Kontrolle fest, dass gegen die Rumänin ein Untersuchungshaftbefehl der Staatsanwaltschaft Duisburg vorlag.
Der 33-Jährige wird vorgeworfen, 2014 für ihre sechs Kinder in Duisburg unter Angabe einer falschen Wohnanschrift Kindergeld beantragt und erhalten zu haben, so die Polizei. Auch 2015 soll sie mit einer gefälschten Meldebescheinigung Kindergeld beantragt haben.