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Mai 25

Mord mit Baseballschläger möglicherweise wegen Kredits

Am Neumarkplan 5 ist am Morgen ein 43 Jahre alter Mann von mehreren maskierten Männern brutal zusammengeschlagen worden und noch am Tatort gestorben. Bei dem Mann soll es sich um Ali Omeirat handeln. Mehrere Anwohner wurden Zeuge des Überfalls und werden seelsorgerisch betreut. Darunter befinden sich auch Kinder.

Berlin. Rivalisierende arabische Großfamilien, Immobiliengeschäfte und ein angeblich nicht zurückgezahlter Kredit, das ist offenbar die Gemengelage, die im Mai vergangenen Jahres zum Mord an dem 43-jährigen Ali O. führte. Der Familienvater wurde in Britz von drei maskierten Männern mit einem Baseballschläger getötet. Seit Donnerstag muss sich vor einer Jugendkammer am Landgericht Moabit ein 19-Jähriger verantworten, der nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft an der Tat beteiligt war.

Die Anklagebehörde vermochte beim Prozessauftakt noch nicht genau zu sagen, ob der Angeklagte Ismail R. selbst zugeschlagen oder durch seine Anwesenheit die Tat abgesichert hat. Den genauen Ablauf klären muss jetzt eine Jugendkammer. Zeit dazu haben die Richter auf jeden Fall, für den Prozess wurden 35 Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil wird frühestens im Oktober erwartet.

Kinder mussten das blutige Geschehen mit ansehen

Am Neumarktplan in Britz herrschte am 17. Mai vergangenen Jahres um 8 Uhr morgens bereits reger Betrieb. Das störte die drei Männer, die dort auf Ali O. warteten, offenbar nicht. Kaum hatte der 43-Jährige seine Wohnung in einem Dreifamilienhaus verlassen, griffen die Täter ihr Opfer an, einer schlug dabei „mit ungeheurer Brutalität“ von hinten immer und immer wieder mit einem Baseballschläger auf den Kopf von O. ein. Das alles vor den Augen zahlreicher Zeugen, darunter Kinder, die entsetzt, das blutige Geschehen beobachteten.

Etliche der Passanten, die Zeugen der brutalen Tat wurden, musste anschließend von Psychologen und Seelsorgern betreut werden. Die Täter schlugen solange auf den Familienvater ein, bis der sich nicht mehr rührte, anschließend flüchteten sie in eine Grünanlage. Ein von Zeugen alarmierter Notarzt kämpfte lange, aber vergeblich um das Leben von O., der 43-Jährige erlag noch am Tatort seinen schweren Verletzungen.

Eine Mordkommission nahm, unterstützt durch Spezialisten der Fachdienststelle für organisierte Kriminalität, die Ermittlungen auf, die sich zunächst äußerst schwierig gestalteten. Schnell verdichteten sich Hinweise, der Mord sei der tödliche Höhepunkt eines Streites unter rivalisierenden arabischen Großfamilien. Zeugen aus diesem Milieu sind alles andere als gesprächig, dass wissen Ermittler aus langer leidvoller Erfahrung.

Angeklagter soll Schuldschein seines Vaters gesucht haben

Auf die Spur von Ismail R. gelangten die Beamten durch einen Hinweis eines V-Mannes. Ein erster Durchbruch gelang ihnen, als in der Hosentasche des Opfers DNA-Material des 19-Jährigen gefunden wurde. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass R. in die Hosentasche des Opfers gegriffen hat, um nach einem Schuldschein zu suchen.

Den Ermittlungen zufolge soll der Vater von R. sich von Ali O. 130.000 Euro geliehen haben, die O. inzwischen zurückgefordert haben soll. Offenbar haben die Ermittler Hinweise darauf, dass der Familienclan von R. mit dem Geld des Opfers den Kauf zweier Grundstücke finanziert hat, für die sich auch Ali O. selbst interessiert haben soll.

Ismail R. wurde im Oktober vergangenen Jahres, fünf Monate nach der Tat festgenommen. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft, was in seinem Fall durchaus etwas Positives haben kann. Denn Haftanstalten bieten zumindest eine relative Sicherheit und Ermittler wollen nicht ausschließen, dass die Familie von O. einen Racheakt für den Tod des 43-Jährigen plant, ein mutmaßlich Beteiligter an dem Mord wäre da der erste Adressat.

Zweifelhaft, ob der Angeklagte aussagen wird

Obwohl er seit seiner Festnahme mehrfach vernommen wurde, hat R. zu dem Tatvorwurf bislang eisern geschwiegen. Für den nächsten Verhandlungstag am Mittwoch kommender Woche hat das Gericht die Befragung des Angeklagten geplant. Ob R. dann etwas sagen wird, ist bislang mehr als zweifelhaft.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mord an O. akribisch geplant und vorbereitet wurde. Alles deutet darauf hin, dass das Opfer und seine Lebensgewohnheiten ausgekundschaftet wurde. So wussten die Täter beispielsweise, dass O. in Britz seine Kinder zur Schule bringen wollte, als die Täter zuschlugen, heimtückisch wie es die Staatsanwaltschaft nennt.

Quelle: Berliner Morgenpost

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