Im Prozess um die getötete Sophia aus Amberg plädiert die Verteidigung auf Totschlag. Die Staatsanwaltschaft und die Familie des Opfers fordern dagegen lebenslange Haft für den angeklagten Lkw-Fahrer aus Marokko wegen Mordes.
Im Prozess um die getötete Studentin Sophia aus Amberg am Landgericht Bayreuth fordern auch die Nebenkläger – die Familie der Tramperin – eine lebenslange Haft wegen Mordes. Ebenso wie die Staatsanwaltschaft sieht die Nebenklage eine sexuelle Absicht als Anlass für die Tat. Die Verteidigung hingegen plädiert auf Totschlag.
Schwere Körperverletzung als letztes Mittel?
Die Abweisung von Sophia Lösche hätte den Angeklagten in Rage gebracht und letztlich die schwere Körperverletzung als letztes Mittel gesehen, so der Anwalt der Eltern, Valentin Barth. Die hohe Aggressivität des Angeklagten hätten Gutachter im Laufe des Verfahren bestätigt. Eine Zurückweisung durch die Studentin war einer Kränkung gleichzusetzen und deshalb habe der Angeklagte mit dem Radmutternschlüssel zugeschlagen.
„Eiskalt und brutal“
Der 42-Jährige sei vollumfänglich schuldfähig, so der Anwalt. Er habe gezielt gehandelt, „eiskalt und brutal das Leben der Sophia Lösche ausgelöscht“, so Barth. Die Nebenklage fordert daher, den Angeklagten wegen Mordes zu verurteilen. Den Mord hätte er begangen, um die zuvor begangene Straftat der schweren Körperverletzung zu verdecken.
Abschließend forderte der Anwalt der Familie dazu auf, auch die besondere Schwere der Tat zu prüfen, die in seinen Augen gegeben sei. Es sei für die Familie schwer zu verstehen, dass der Angeklagte möglicherweise nach 15 Jahren Haft wieder entlassen werden könnte. Er betonte auch, dass die Familie in ihrer Hoffnung enttäuscht wurde über eine tatsächliche Aufklärung des Tatgeschehens.
Sophias Vater: „Warum verschweigen Sie die Wahrheit?“
Anschließend ergriffen Vater und Bruder der getöteten Studentin das Wort. Sichtlich ergriffen wandte sich der Vater teils direkt an den Angeklagten und stellte die Frage: „Warum verschweigen Sie die Wahrheit?“ Das Geständnis sei nicht umfangreich und sie seien der Wahrheit nicht näher gekommen, das mache die Familie krank. Im Vorfeld sei er immer wieder gefragt worden, warum sie sich als Familie jeden Prozesstag „antun“ – er antwortet darauf immer, dass sie gemeinsam ihre Tochter schützen wollten. Auch vor Anschuldigungen der Mitschuld.
Prüfung der besonderen Schwere der Tat gefordert
Auch der Bruder Andreas Lösche ergriff das Wort und stellte seine Sicht der Tat zusammen. Er hatte sich monatelang mit den Akten beschäftigt. Vater und Bruder forderten ebenfalls eine lebenslange Haft und eine Prüfung der besonderen Schwere.
Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft lebenslange Haft wegen Mordes gefordert. Der angeklagte LKW-Fahrer habe mit den ersten Schlägen mit einem Radmutternschlüssel eine gefährliche Körperverletzung begangen. Um diese zu verdecken, habe er die 28-Jährige zehn Minuten später erschlagen mit weiteren massiven Schlägen auf den Kopf. Eine sexuelle Absicht des LKW-Fahrers sei nicht nachzuweisen gewesen, so die Oberstaatsanwältin, sie sei aber auch nicht widerlegt.
Verteidigung plädiert auf Totschlag
Abschließend hielt noch der Verteidiger des Angeklagten sein Plädoyer. Er rechnete diesem sein Geständnis zu Prozessauftakt hoch an und hält seine Aussagen für glaubwürdig. Er plädiert auf Totschlag. Mit einem Urteil ist in der kommenden Woche zu rechnen.