GIESSEN. Zwei Haftbefehle, zwei gesuchte Autos, Tatmotiv weiterhin unklar – und etliche Menschen, denen der Schock noch immer tief in den Knochen sitzt. Das ist bislang die Bilanz nach der gewaltigen Explosion in einer Shisha-Bar in der Licher Straße.
Ronnie Martin wirkt einen Tag nach der schweren Explosion schon deutlich entspannter. „Heute geht es uns schon besser. Wir konnten ausschlafen, ein paar Sachen haben wir auch schon aus der Wohnung holen können.“ Dennoch macht er sich Gedanken, wie es nun weitergehen soll. Seine Wohnung, die sich in dem stark beschädigten Mehrfamilienhaus hinter der Bar befindet, wird auf unbestimmte Zeit nicht bewohnbar sein. Zusammen mit seiner Freundin ist er vorübergehend bei einem Bekannten untergekommen. Über Whatsapp kommunizieren er und andere Bewohner des Hauses. „Schon komisch“, sagt er. Vorher sei alles sehr anonym gewesen. Untereinander habe man sich im Haus kaum gekannt. Doch die Ereignisse aus der vergangenen Nacht haben alles verändert. „Plötzlich lernst Du die anderen kennen. Jeder hilft, wo er kann. Wohnen ja viele Studenten hier. Manche noch nicht so lange. Ohne Freunde bist Du hier aufgeschmissen. Das ist bei mir schon anders. Ich bin hier ganz gut vernetzt.“
Während die einen versuchen, das Geschehene zu verarbeiten und wieder einen normalen Alltag aufzubauen, laufen die Ermittlungen der Kripo Gießen und des Landeskriminalamtes auf Hochtouren. Gegen die beiden dringend tatverdächtigen, polizeibekannten Männer wurden inzwischen Haftbefehle wegen versuchten Mordes und schwerer Brandstiftung erlassen. Während der schwerverletzte 22-jährige Verdächtige sich weiterhin in einer Spezialklinik befindet und nicht vernehmungsfähig ist, wurde sein mutmaßlicher Komplize einem Haftrichter vorgeführt. Bislang habe sich der 23-Jährige aber noch nicht zur Tat geäußert, teilt Jörg Reinemer, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Mittelhessen, mit. Der Mann aus dem Kreisgebiet ist wegen Raubes und gefährlicher Körperverletzung vorbestraft.
Bei den Ermittlungen habe sich zudem herausgestellt, dass zwei Autos für die weiteren Nachforschungen wichtig sind. Sie seien von den Verdächtigen zuletzt benutzt worden. Bislang konnten sie nicht aufgefunden werden. Zum einen handelt es sich um einen hellen Opel Tigra (Baujahr 1996), der höchstwahrscheinlich als Fluchtfahrzeug diente. Das Coupé hatte zuletzt das Kennzeichen GI-KY175. Das zweite gesuchte Auto ist ein grauer Opel Vectra (Baujahr 1997) mit dem Kennzeichen ÖHR-NB 860. Die Kriminalpolizei sucht Zeugen, die beide Fahrzeuge vor der Explosion im Bereich der Sisha-Bar gesehen haben. Wichtig sei auch, dass sich Zeugen melden, die etwas zum derzeitigen Abstellort der Autos sagen können. Hinweise (auch vertraulich) unter 0641/7006-2555.