Der NRW-Integrationsrat fordert, an Grundschulen kein Englisch mehr zu unterrichten. Stattdessen sollen die Kinder Türkisch, Polnisch oder Russisch lernen. Die Schulministerin lehnt den Vorschlag ab.
NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hält nichts von einer Forderung des NRW-Integrationsrats, den Englisch-Unterricht an den Grundschulen unter anderem durch Türkisch zu ersetzen. „Es bleibt dabei, dass an Grundschulen und allen weiterführenden Schulen verpflichtend Englisch unterrichtet wird“, sagte sie.
Der Landesvorsitzende des Integrationsrats Tayfun Keltek hatte vorgeschlagen, den Englisch-Unterricht an Grundschulen komplett abzuschaffen zugunsten von Türkisch, Polnisch oder Russisch.
Nach der Kritik der Schulministerin verteidigte Keltek seinen Vorstoß: „Welchen Sinn ergibt es, siebenjährigen Kindern Englisch beibringen zu wollen, wenn sie diese Sprache nur aus dem Fernsehen kennen?“ Dies sei absurd, weil über 43 Prozent der unter 15-Jährigen in NRW einen Migrationshintergrund hätten, argumentierte er in einer Mitteilung.
Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatte Keltek zuvor gesagt: „Sie sprechen zum Beispiel Türkisch, Russisch, Polnisch. Für die deutschen Kinder wäre es einfacher, sie würden diese Sprachen erlernen.“ Und die Kinder mit Migrationshintergrund hätten mehr Zeit, sich auf das Deutsche zu konzentrieren. Für Kinder, die ohnehin zweisprachig aufwachsen, wäre es besser, diese Kenntnisse zu vertiefen, so Keltek. „Dann fällt ihnen später auch das Englische leichter.“
„Englisch ist und bleibt die zentrale Fremdsprache“
„Der Vorschlag des Vorsitzenden des Landesintegrationsrats schießt über das Ziel hinaus“, meinte Gebauer. Es gebe bereits ein breites Unterrichtsangebot in verschiedenen Herkunftssprachen wie Türkisch oder Polnisch.
Der klassische Fremdsprachenunterricht werde aber nicht verändert. „Englisch ist und bleibt die zentrale Fremdsprache, die eine weltweite Kommunikation ermöglicht“, sagte sie.
Gebauer lässt die Grundschullehrpläne derzeit überarbeiten. Laut Koalitionsvertrag sollen Lesen, Schreiben und Rechnen gestärkt werden. Eine Entscheidung über die konkrete Ausgestaltung ist nach Angaben des Ministeriums noch nicht gefallen.