Polizeieinsatz in Dargelütz. Junge Somalier randalieren und wollen Betreuer erpressen . Täter an andere Orte verlegt.
Polizeieinsatz in Dargelütz: Vier Jugendliche aus Somalia rasteten in einer Unterkunft für minderjährige Flüchtlinge so aus, dass sie von Polizeibeamten gefesselt werden mussten. Die jungen Männer wurden zwischenzeitlich in Unterkünfte in anderen Orten gebracht.
Nach Informationen der Polizei kam es zu dem Einsatz mit mehreren Streifenwagen bereits am Montagvormittag. Vier Jugendliche im Alter von 15 bis 17 Jahren hätten von einem in der Einrichtung tätigen Mitarbeiter eine Verbesserung ihrer Unterbringungssituation gefordert. Nach SVZ-Informationen soll es dabei um mehr Taschengeld, eine Spiel-Konsole und die Verlegung in eine größere Stadt gegangen sein.
Die Jugendlichen hätten einem 44-jährigen Mann Schläge angedroht, sollten die Forderungen nicht erfüllt werden, so die Polizei. Für den Mann habe sich die Situation derart bedrohlich dargestellt, dass er sich bis zum Eintreffen der Polizei in einem Büro einschloss.
In der Zwischenzeit zerstörten die jugendlichen Täter laut Polizei diverses Mobiliar. Nach Informationen unserer Zeitung sollen sie die Kücheneinrichtung demoliert haben. Der Raum muss jetzt offenbar renoviert werden.
Auch im Beisein der eingesetzten Beamten waren die vier Jugendlichen noch derart aufgebracht, dass sie zunächst gefesselt werden mussten. Erst danach ließ sich die Situation beruhigen. Die Jugendlichen konnten anschließend der zuständigen Behörde des Landkreises übergeben werden, heißt es von der Polizei. Sie müssen sich nun wegen Sachbeschädigung und versuchter Erpressung strafrechtlich verantworten.
Der plötzliche Ausbruch der vier 15- bis 17-Jährigen kam für Jan Buchholz, Geschäftsführer vom Jugendförderverein Parchim/Lübz und Betreiber der Unterkunft, völlig unerwartet. Erst seit ein bis zwei Wochen waren die Somalier in Dargelütz. Die Flüchtlinge waren offenbar aus skandinavischen Ländern zurückgeschickt worden. Sie hatten während ihrer Unterkunft in Parchim in der Tischlerei der Produktionsschule in Greven gearbeitet. Dort gab es offenbar keine Vorfälle. Die Polizei musste allerdings schon einmal am Freitagabend nach Dargelütz gerufen werden, als die Somalier Sachbeschädigungen verübt hatten.
Vor wenigen Tagen hatte es in der gleichen Gemeinschaftsunterkunft bereits einen Polizeieinsatz wegen eines 17-jährigen Syrers gegeben. Bei ihm wurden über 40 Gramm Cannabis beschlagnahmt. Der Jugendliche, der vor Ort einem Polizeibeamten gegenüber gewalttätig wurde, ist daraufhin vorläufig festgenommen worden (SVZ berichtete).
Sowohl der Syrer als auch die vier Somalier sind nicht mehr in Parchim. Sie wurden umgehend auf andere Unterkünfte verteilt. Jan Buchholz lobt die gute Zusammenarbeit mit dem Jugendamt und den Betreuern: Es sei wichtig, dass Jugendliche, die sich nicht an die Normen halten, Konsequenzen spüren.
In Dargelütz, wo es eine Gemeinschaftsunterkunft mit zehn Plätzen gibt, von denen jetzt noch drei belegt sind, war es ansonsten offenbar ruhig. Die Jugendlichen besuchen öffentliche Schulen oder die Produktionsschule „Solange sie beschäftigt sind, machen sie wenig Stress“, sagt Jan Buchholz.
Es gebe zwar immer wieder Reibereien in Einrichtungen mit minderjährigen Flüchtlingen, sagt Andreas Bonin, Sprecher des Landkreises, aber meist keine außergewöhnlichen Vorkommnisse. Derzeit kümmert sich der Landkreis Ludwigslust-Parchim um 120 minderjährige unbegleitete Flüchtlinge. Davon sind 101 in Gemeinschaftseinrichtungen und 19 bei Verwandten, für die dennoch der Landkreis zuständig ist. Anfang des Jahres 2016 wurden noch 343 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Landkreis gezählt.