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Mai 21

Pfarrer trägt aus Protest gegen Alice Weidel Kopftuch in der Messe

Pfarrer Wolfgang Sedlmeier setzt in seiner Pfingstmesse ein starkes Zeichen gegen Diskriminierung. (Foto: Reinhold Schneider)

Pfarrer Wolfgang Sedlmeier hat mit einem Kopftuch während der Pfingstmesse am Sonntag in der Aalener Marienkirche für Aufsehen gesorgt. Die Gemeinde klatschte nach seiner Pfingstpredigt Beifall. Wer Menschen wegen ihrer aus Glaubensgründen gewählten Kopfbedeckung diskriminiere, verstoße gegen die Menschenwürde und damit gegen den Geist des Pfingstevangeliums, so Sedlmeier.

Um seinem Protest gegen solche in jüngster Zeit öffentlich geäußerten Diskriminierungen Ausdruck zu verleihen, zog er sich nach seiner Predigt selbst ein Kopftuch über und trat damit an den Altar. Seine Kritik richte sich, so sagte er, „gegen eine Abgeordnete, also eine gewählte Frau, die in herablassender und beleidigender Weise im Bundestag von Kopftuch-Trägerinnen“ gesprochen habe.

Pfarrer kritisiert AfD-Fraktionsvorsitzende

Sedlmeier bezog sich offensichtlich, ohne den Namen der Abgeordneten zu nennen, auf die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel, die sich, wie berichtet, in der Generaldebatte des Bundestags am Mittwoch vergangener Woche in folgender Weise geäußert hatte: „Doch ich kann Ihnen sagen, Burkas, Kopftuchmädchen und alimentierte Messermänner und sonstige Taugenichtse werden unseren Wohlstand, das Wirtschaftswachstum und vor allem den Sozialstaat nicht sichern“. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble rügte dies, weil die Verbindung von „Kopftuchmädchen“ und „Taugenichtse“ eine Diskriminierung sei.

In seiner Predigt distanzierte sich Pfarrer Sedlmeier von Menschen, die andere verurteilen, nur weil sie eine Kipa, ein Kopftuch oder eine Burka trügen. Nach der Messe stand Sedlmeier wie üblich am Kirchenausgang bereit, um sich von den Gottesdienstbesuchern zu verabschieden – diesmal allerdings mit Kopftuch. Er hörte viel Zustimmung und Dankesworte für seine mutige Stellungnahme.

Sedlmeier, der seit rund eineinhalb Jahren Pfarrer in Aalen ist, liebt spektakuläre Dinge und Aktionen, wie er oft selbst betont. Der gebürtige Allgäuer, der in Weingarten (Landkreis Ravensburg) groß geworden ist, musste sich von seinem Bischof überreden lassen, nach Aalen zu gehen. Er hatte eigentlich nach Ulm gewollt, da ihm die Spannungen in den Gemeinden auf der Ostalb zu groß waren. Mittlerweile hat er diese aber zur Ruhe gebracht.

Beifall und teils heftige Kritik

Mit seinem Statement löste er spontane Beifallsstürme bei seiner Gemeinde während der Messe aus. Man habe gemerkt, dass die Leute hinter den Ausführungen des Pfarrers standen, beschrieb es ein Kirchgänger. „Der Beifall war riesig.“

In den sozialen Netzwerken hat die Meldung des kopftuchtragenden Pfarrers hingegen teils heftige Kritik ausgelöst. „Dieser katholische Priester verteidigt das Kopftuch, das ein Symbol für die Unterdrückung der Frau ist“, schreibt eine Nutzerin bei Facebook.

Andere solidarisieren sich, zeigen sich selbst mit Kopftuch auf Fotos: „Die Unterdrückung der Frau findet genau dort statt wo man ihr verbieten möchte ein Kopftuch zu tragen oder ihr verbieten möchte ohne Kopftuch zu sein.“

Quelle: Schwäbische

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