Den Flüchtigen wollten sie stellen, nachdem er sie zuvor im Laufe einer Auseinandersetzung zu attackieren versucht hatte. Vor der Stadtsparkasse schafften sie es schließlich, den Mann zu überwältigen. „Ihn zu fixieren gelang jedoch erst nach Eintreffen weiterer zur Unterstützung herbeigerufener Polizeikräfte sowie eines zufällig anwesenden pensionierten Polizisten aus den Niederlanden“, berichtet Polizeihauptkommissar Arnold Schiffling, der den Einsatz- und Streifendienst im Pyrmonter Kommissariat leitet.
Die Aktion mit zwei Polizei-Einsatzfahrzeugen sowie Rettungs- und Notarztwagen vor dem Geldinstitut weckte die Neugierde vieler Passanten. Die Sitzbankreihe in diesem Bereich der Fußgängerzone war zeitweilig mit Schaulustigen fast voll besetzt.
Da die Ermittler um die psychischen Probleme des seit Jahren wegen seines aggressiven Verhaltens amtsbekannten Mannes wissen, riefen sie gleich einen Notarzt samt Rettungswagen herbei. Der Mediziner setzte dem Mann dann eine Beruhigungsspritze. Anschließend wurde der seit Jahren in Bad Pyrmont lebende Afrikaner auf eine Trage gelegt und im Rettungswagen zunächst ins Bathildiskrankenhaus gebracht. Eine Einweisung in ein Fachkrankenhaus werde geprüft, teilte die Polizei mit. Denn als maßgebliche Ursache seines Ausrasters gelten die psychischen Probleme des Mannes. Alkohol oder andere Drogen konsumiere der Mann offenbar nicht, hieß es.
Seinen Anfang nahm der Einsatz gegen 10.40 Uhr in der Commerzbank. Eine Zivilstreife der Polizei hielt sich zufällig dort auf, als der Mann im Kassenraum erschienen, berichtet Hauptkommissar Schiffling.
Aus anderer Quelle war zu hören, dass der Nigerianer dort bis vor einiger Zeit ein Konto gehabt haben soll. Das wurde ihm jedoch kürzlich gekündigt. Der Grund: Seinen Frust darüber, dass ein Geldautomat kein Bares ausspuckte, hatte er mit Hammerschlägen gegen das Gerät ausgelebt. Ursache und Wirkung scheint der Mann jedoch nicht in seinem Gedächtnis gespeichert zu haben. Gleich zweimal kreuzte er in der Folge erneut in der Bank auf und wollte – obwohl nicht mehr Kunde – Geld ausgezahlt bekommen. Seit Verhängung des Hausverbots gelten seine aggressiven Auftritte dort als Hausfriedensbruch. Zwei Anzeigen hat er dafür und wegen Bedrohung bereits kassiert.
20 Minuten, nachdem der Mann dem Platzverweis durch die beiden Zivilpolizisten zunächst widerwillig nachgekommen war und diese noch die inzwischen dritte Anzeige gegen ihn aufnahmen, eskalierte die Situation: Der 24-Jährige erschien erneut in der Schalterhalle. Diesmal weigerte er sich, zu gehen.
Als die Beamten daraufhin versuchten, ihn aus der Bank hinauszuschieben, rastete er laut Schiffling richtig aus. „Er hat meine Kollegen angegriffen“, so der Polizeihauptkommissar. „In einer Hand hielt er einen Hammer und ein kleines Küchenmesser. Die Waffen setzte er zwar nicht ein. Mit der freien Hand schlug er jedoch nach dem 54 Jahre alten Kriminalhauptkommissar und seinen 21 Jahre alten Kollegen. Zudem versuchte er, beide mit gezielten Tritten und Schlägen gegen Beine und Körper zu verletzen.“ Obendrein habe er sie beleidigt und bedroht, bevor er davonlief.
Die Polizisten überstanden die Attacke unbeschadet. Sie gingen jedoch davon aus, dass er auf seinem Weg durch die belebte Fußgängerzone sich und andere Menschen gefährden könnte. Deshalb nahmen sie die Verfolgung auf und ergriffen ihn schließlich in Höhe der Sparkasse. Bei der Rangelei vor dem Eingangsbereich des Geldinstituts wurde später eine Pyrmonter Polizeibeamtin leicht am Arm verletzt.
Zu den mittlerweile drei Anzeigen gegen den Mann kommen nun weitere hinzu: wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, Beleidigung, Bedrohung und versuchter gefährlicher Körperverletzung.
Ob und inwieweit er aufgrund seiner psychischen Probleme für sein Verhalten zur Verantwortung gezogen werden kann, bleibt abzuwarten. In der Psychiatrie war er dem Vernehmen nach schon mehrfach und stand wohl zeitweilig unter gesetzlicher Betreuung. Offenbar wird auch eine Abschiebung des Mannes in seine Heimat erwogen.