Es war ein unfassbarer Gewaltexzess, dem ein altes Ehepaar im Juni vergangenen Jahres in seinem eigenen Haus ausgesetzt war. Die Rentner (83, 88) wurden geschlagen, getreten, mit dem Messer attackiert und ausgeraubt.
Im Kölner Landgericht treffen sie sehr bald auf ihre Peiniger. Hohe Haftstrafen drohen den Verbrechern, die offenbar jenseits von Skrupel und Moral sind.
Senioren völlig arglos
Fünf Mitglieder der Bande saßen am Dienstag in Saal 7 des Kölner Justizgebäudes auf der Anklagebank. Die mutmaßlichen Haupttäter: Kevin K. (23, im Blümchenhemd vor Gericht erschienen), Recep R. (22) und Slobodan A. (26).
K. , der in Leverkusen aufwuchs, klingelte laut Anklage Sturm bei den Rentnern. „Wer ist da?“, fragten sie. „Ich bin’s“, antwortete der Ganove. Im Glauben, der Sohn stände vor der Tür, öffneten sie.
Da begann das Martyrium. Laut Anklage der Staatsanwaltschaft schlug Kevin K. den alten Herrn im Hausflur sofort zu Boden. „Halt die Fresse“, soll er den Senior angebrüllt haben.
Die Eheleute wurden mit Kabelbindern fixiert, geschlagen und getreten. Während Recep. R. die alten Leute bewachte, durchsuchten die anderen laut Anklage das Haus nach Diebesgut.
Messer ins Bein gerammt
Im Wohnzimmer fanden die Räuber einen Tresor. Als der Herr des Hauses sich weigerte, den Schlüssel rauszugeben, wurde er weiter verprügelt. Dann soll ihm ein Täter ein Messer mit sieben Zentimeter Klingenlänge in den Oberschenkel gerammt haben.
Die Ehefrau soll gefleht haben, ihren Mann nicht weiter zu traktieren und schließlich den Safe-Schlüssel herausgegeben haben.
Doch die insgesamt 45 Minuten andauernde Tortur war noch nicht vorbei, die Verbrecher wollten mehr. Im Keller befand sich ein weiterer Tresor.
Ein Täter soll den 88-Jährigen die Treppe hinuntergestoßen haben. Mit Schmuck im Wert von mehr als 20.000 Euro, 600 Euro Bargeld und einem Handy verließ das Räuber-Trio schließlich den Tatort.
Schwere Kopfverletzungen
Gefesselt und schwerst verletzt ließen die feigen Räuber das Ehepaar in ihrem Haus zurück. „Der Senior erlitt eine Platzwunde am Kopf und eine Hirnblutung“, sagte die Staatsanwältin.
Iris und Linse des Mannes hätten sich verschoben, er musste operiert werden. Die 83-jährige Gattin leidet bis heute unter schweren Panik- und Angstattacken.
Komplize spähte Opfer aus
Am nächsten Verhandlungstag sind sie als Zeugen geladen. Das Rentner-Paar wurde gezielt ausgesucht. Ein Komplize soll die Herrschaften flüchtig gekannt und vor der Tat nochmal bei diesen vorbeigeschaut haben, um Gartenarbeiten anzubieten.
Recep R. sagte beim Prozessauftakt, von seinen Komplizen unter Druck gesetzt worden zu sein. Er habe das alles nicht gewollt und noch versucht, den Rentnern zu helfen. So habe er verhindert, dass Kevin K. noch das Haus abbrenne.
Den Angeklagten, darunter Mitwisser und Chauffeur, drohen viele Jahre Gefängnis. Auch, weil Teile der Bande noch einen Raubüberfall auf einen Rewe-Markt geplant haben sollen. In dem Zusammenhang hatte ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei im Juli 2016 drei Verdächtige festgenommen. Sie kamen in U-Haft.