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Jun 28

Putin nennt Merkels Flüchtlingspolitik «Kardinalfehler»

Der russische Präsident Wladimir Putin bei einer Fernsehsendung in Moskau am 20. Juni. (Bild: Shamil Zhumatov / Reuters)

Kurz vor dem G20-Gipfel, wo er mit beiden zusammentreffen wird, hat sich der russische Präsident Putin in einem Interview über die Politik der deutschen Kanzlerin Merkel und des amerikanischen Präsidenten Trump geäussert.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat kurz vor Beginn des G20-Gipfels in Japan die Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisiert. Ihre Entscheidung, dass im Jahr 2015 Hunderttausende Flüchtlinge in Deutschland Zuflucht suchen konnten, bezeichnete er in einem Interview der britischen «Financial Times» (Freitag) als «Kardinalfehler».

Zugleich lobte der Kremlchef die Migrationspolitik des amerikanischen Präsidenten Donald Trump. Er könne zwar schlecht beurteilen, ob es richtig sei, eine Mauer zu Mexiko zu bauen. Schlecht sei aber, wenn niemand etwas unternehme. Trump will eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen, um illegale Migration und Drogenschmuggel zu stoppen.

Putin nannte Trump einen talentierten Menschen. «Er weiss sehr gut, was seine Wähler von ihm erwarten.» Der amerikanische Präsident sei kein Berufspolitiker, heisst es in der vom Kreml veröffentlichten Abschrift des Interviews. «Er hat seine eigene Vision der Welt», sagte der Kremlchef und betonte zugleich, er akzeptiere viele von Trumps Methoden nicht, mit denen dieser Probleme angehe.

Eine mögliche Einflussnahme Russlands in den vergangenen amerikanischen Wahlkampf bezeichnete Putin als «mythisch». Im Gegensatz zu seinen Gegnern habe Trump die Veränderungen in der amerikanischen Gesellschaft gespürt und dies genutzt. Die Eliten in den USA und in Europa hätten sich dagegen von der Mehrheit der Bevölkerung entkoppelt, so Putin. Die «liberale Idee» habe sich überlebt.

Im Verhältnis zu den USA sieht der russische Präsident die wachsende Gefahr eines nuklearen Wettrüstens. Aus Washington komme bisher keine relevante Initiative, um den 2021 auslaufenden Vertrag zur Verringerung strategischer Waffen (New Start) zu verlängern. «Ich hoffe, dass ich mit Donald [Trump] darüber sprechen kann, falls wir uns in Osaka treffen sollten», sagte Putin. Sollte der Vertrag auslaufen, gäbe es kein Instrument mehr, um ein Wettrüsten einzudämmen.

Hinsichtlich Nordkoreas mahnte Putin Verständnis für die Sicherheitsinteressen der Regierung in Pjongjang an. «Die Tragödien von Libyen und Irak haben viele Länder dazu angeregt, ihre Sicherheit um jeden Preis abzusichern», sagte der Kreml-Chef. Es gehe daher weniger um die nukleare Entwaffnung Nordkoreas als darum, wie dem Land Sicherheitsgarantien gegeben werden könnten. Gleichzeitig müsse die Gefahr, die von den Atomwaffen des Landes ausgehe, berücksichtigt werden.

Das eigene militärische Eingreifen in Syrien sieht Putin als Erfolg auf der ganzen Linie an. Mehrere tausend Militante seien von einer Rückkehr nach Russland und seine Nachbarländer abgehalten worden, indem sie «eliminiert» worden seien. Zudem sei die Region stabilisiert worden, was zur Sicherheit Russlands beigetragen habe. Moskau pflege mit allen Staaten dort gute Arbeitsbeziehungen, einschliesslich Irans und der Türkei. Auch von der Mobilisierung des russischen Militärs habe das Land profitiert. «Unsere Streitkräfte haben Erfahrungen gesammelt, die sie bei Übungen in Friedenszeiten nicht hätten erlangen können», sagte der 66 Jahre alte russische Staatschef.

Putin will beim G20-Gipfels im japanischen Osaka, der an diesem Freitag beginnt, mit Trump und Merkel Gespräche führen.

Quelle: nzz

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