Jul 19
Rumäne ermordet Nebenbuhler mit Bajonett – Prozess in Ravensburg
Fast vier Stunden muss die Dolmetscherin im Saal eins des Ravensburger Landgerichts Schwerarbeit leisten. Denn der 35-jährige Angeklagte rumänischer Herkunft spricht nicht nur leise und undeutlich. Auch die Vorgeschichte und Umstände der Gewalttat sind kompliziert und bizarr.
Mit einem Bajonett soll der Mann am Abend des 31. Januar in Ravensburg „unvermittelt und überraschend“, so Staatsanwalt Peter Spieler, auf seinen 13 Jahre älteren Nebenbuhler eingestochen und ihn tödlich verletzt haben. Mit 1,52 Promille schwer betrunken, flüchtete der Mann mit einem Auto vor der Polizei. Die Fahrt endete in einem Schneehaufen bei Wangen. Zum Mordvorwurf aus niedrigen Beweggründen und Heimtücke meinte der Angeklagte gestern vor der 1. Großen Schwurgerichtskammer: „Ich kann nur sagen, dass es mir leidtut. Aber ich weiß gar nicht, was passiert ist.“
Auch der Lebenslauf des Mannes kam zur Sprache. Er war bei der Großmutter aufgewachsen und zum Automechaniker ausgebildet worden, arbeitete in Italien und Griechenland als Maler und Helfer in Orangenplantagen. 2012 kam er nach Oberschwaben, arbeitete als Maler und Helfer in einer Reinigung und lernte in einer Tabledance-Bar in Lindau eine Frau kennen. Die beiden zogen zusammen, die Frau wurde schwanger und nach der Geburt des Sohnes kam es zu handfesten Auseinandersetzungen. Die Frau flüchtete in ein Frauenhaus.
Auf wiederholte Fragen des Vorsitzenden Richters Veiko Böhm zu Gewalttätigkeiten in der Beziehung wich der Angeklagte aus. Die Beziehung? „Nicht gut und nicht schlecht. Aber ohne den Anderen noch schlechter.“ Dann kam die Frau nicht mehr in die gemeinsame Wohnung heim. Sie hatte einen neuen Mann kennengelernt. Zeugen sagten aus, der Angeklagte habe den Nebenbuhler gehasst. Gestern hörte sich das so an: „Ich habe ihn doch gar nicht gekannt.“
Stattdessen habe er angefangen, in der Bibel zu lesen, und gehofft, dass sie zurückkommt. Die Frau kam wieder, ging erneut zu dem Anderen. Die Dreiecksbeziehung führte zu der Situation, dass der Angeklagte mit Frau und Sohn zusammen war, wenn der Andere arbeitete. Hatte dieser frei, war die Frau bei ihm. Am Tattag soll es ein gemeinsames Frühstück gegeben haben, am Abend nach einem neuen Streit den tödlichen Gewaltausbruch mit dem Bajonett. Dabei hätte doch „alles bleiben sollen, wie es war“.
Der Prozess wird am Freitag, 19. Juli fortgesetzt. Das Urteil wird voraussichtlich Ende August gesprochen.
Der Ravensburger Oberstaatsanwalt Karl-Josef Diehl hat in 25 Jahren viele Arten von Tatwerkzeugen gesehen, die zum Tod eines Menschen führten. Der Einsatz eines Bajonetts war für ihn neu. Der Name der mörderischen Stichwaffe stammt von der südfranzösischen Stadt Bayonne. Im 17. Jahrhundert sollen sich dort Aufständische, als ihre Musketen heißgeschossen waren, Jagdmesser in den Mündungslauf gesteckt und weitergekämpft haben. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurde das Bajonett als Grabendolch im Nahkampf benutzt. Aber auch im Irakkrieg kamen Bajonette vereinzelt zum Einsatz. Während die Bundeswehr keine Bajonette mehr verwendet, behielt das US-Marine-Corps die Ausbildung an der Waffe bei. Woher die in Ravensburg todbringend eingesetzte Stichwaffe mit 29 Zentimetern Klingenlänge stammt, konnte nicht ermittelt werden.
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Juli 20, 2019 um 4:50 am (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
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