Erneut ist es bei einer Festnahme eines Afrikaners in Hamburg zu Protesten gekommen. Ein 18-Jähriger habe am Dienstagabend nahe dem Hauptbahnhof zwei Angestellte eines Sportwettengeschäftes bedroht, in dem er bereits Hausverbot hatte, teilte ein Polizeisprecher mit.
Die Angestellten riefen die Polizei. Beamte nahmen den Mann fest, der sich nach Polizeiangaben dabei fortwährend aggressiv verhielt. Innerhalb kurzer Zeit hätten sich 80 bis 100 afrikanisch-stämmige Menschen vor dem Geschäft versammelt und die Polizei beschimpft. Die Beamten riefen Verstärkung herbei. Erst dann habe sich die Situation beruhigt, teilte die Polizei mit. Der Somalier sei später wieder freigelassen worden, weil keine Haftgründe vorlagen.
Ähnlicher Fall vor zwei Wochen
Knapp zwei Wochen zuvor hatte ein Zivilpolizist ebenfalls in der Nähe des Hauptbahnhofs einen 33-Jährigen angeschossen und verletzt. Der Mann aus Ghana hatte sich nach Polizeiangaben sehr aggressiv verhalten und versucht, den Beamten mit einem Messer anzugreifen. Der Polizist habe zunächst Pfefferspray eingesetzt und dann in einer offensichtlichen Notwehrsituation geschossen. Etwa 20 bis 30 afrikanisch-stämmige Menschen hatten kurz darauf lautstark gegen das Vorgehen der Polizei protestiert. Am Mittwoch vergangener Woche demonstrierten 180 Menschen in Hamburg-St. Georg gegen ihrer Meinung nach rassistisch motivierte Polizeigewalt.
Der verletzte Ghanaer wurde zu einer Notoperation ins Krankenhaus gebracht. Inzwischen sei ein Haftbefehl gegen ihn erlassen worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Mittwoch. Gegen den 33-Jährigen werde wegen Bedrohung, versuchter gefährlicher Körperverletzung und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt. Haftgrund sei Fluchtgefahr.
CDU: Von Linken aufgestachelt
Die CDU-Bürgerschaftsfraktion warf dem Linken-Abgeordneten Martin Dolzer vor, die Afrikaner zu polizeifeindlichen Aktionen angestachelt zu haben. „Wenn ein Abgeordneter der Bürgerschaft der Polizei Rassismus vorwirft, bleibt das nicht unbeachtet“, erklärten die CDU-Innenexperten Dennis Gladiator und Joachim Lenders. Dolzer hatte der „tageszeitung“ gesagt, Augenzeugen des Vorfalls vom 1. Februar hätten keine Notwehrsituation erkennen können und die Schüsse gar als „rassistisch motivierten Hinrichtungsversuch“ gewertet.
Der Linken-Abgeordnete stellte aber vor wenigen Tagen klar, dass er selbst keinen Anhaltspunkt für einen Hinrichtungsversuch sieht. „Wenn ich in diesem Zusammenhang falsch verstanden wurde, bedauere ich das“, hieß es in einer Mitteilung. Am Donnerstag will sich der Innenausschuss auf Antrag der Linken mit dem Thema befassen.